Klimaty Łagowskie (Deutsch)


19 Juni 2014


Nostalgische Gedanken zum 750-ten Geburtstag von Lagow

Von Helmut Sommer, früher Lagow, jetzt wohnhaft Gruberzeile 9,13593 Berlin


Die 700-Jahr-Feier 1927


Es werden wohl nur noch wenige Menschen leben, die per-sönliche Erinnerungen an die große Jubiläumsfeier haben, die vor 74 Jahren, genauer vom 9. bis 11. Juli 1927 in Lagow durchgeführt wurde. Vielleicht hat aber der eine oder ande¬re - so wie ich - noch Fotos vom Festumzug, der aus diesem Anlaß stattgefunden hat. Ich selbst war noch gar nicht auf dieser Welt. Aber mein Vater hat öfter mit Begeisterung dar¬über gesprochen, dass er als ein Repräsentant des „Männer-turnvereins Lagow e.V.“ am Umzug teilgenommen hat.

700-Jahrfeier

Die damals kleinste Stadt der Mark Brandenburg feierte in diesem Jahr 1927 das 200-jährige Bestehen als Stadt. Und dies völlig zu Recht: Markgraf Christian Ludwig von Bran-denburg, jüngster Sohn des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I, hatte als Komtur des Johanniterordens in Lagow (1705 - 1734) der bis dahin kleinen bürgerlichen Siedlung am Fusse der Burg eine Reihe von Privilegien verliehen, etwa das Recht, Jahrmärkte abzuhalten und Abgaben zu erhe¬ben, die in ihrer Gesamtheit als Stadtrecht zu betrachten waren. Diese Verleihungen kamen 1727 zum Abschluß und galten nachweislich damit 200 Jahre später als Begründung zum Jubiläum als Stadt. Zugleich wurde mit diesem Stadt¬jubiläum damals auch eine 700-Jahr Feier verbunden. Ver¬gleichen wir nun diese Feier des Jahres 1927 mit dem Jahre 2001, dann kann man unschwer errechnen, dass Lagow heu¬te eigentlich 774 Jahre alt ist. Hier war den Veranstaltern of¬fensichtlich ein Fehler unterlaufen; sie gingen einfach da¬von aus, dass ein Ort Lagow 1227 auch schon vorhanden gewesen sein muß, verzichtete aber auf einen Nachweis.

Eine Urkunde von 1251


Nun gilt unter Historikern im allgemeinen die erste urkundli¬che Erwähnung eines Ortes als Nachweis der Gründung. Das erste Dokument für Lagow stammt aus dem Jahre 1251. In einem Grenzvertrag zwischen dem Markgrafen von Bran¬denburg, dem Hochmeister des Deutschen Ordens und Po¬len wird darin das Gebiet um das castrum lagow den askanischen Markgrafen unterstellt. Da das lateinische Wort castrum die Bedeutung von Befestigung, Burg oder Kastell hat, kann man daraus folgern, dass die Burg Lagow zu die¬sem Zeitpunkt vorhanden gewesen sein muß, nicht unbe¬dingt aber eine Ansiedlung.

Um alle Zweifel zu beseitigen, blicken wir erst einmal zu¬rück. Ältester Bestandteil( von Lagow ist ohne Zweifel die Burganlage mit dem weit von der Insel zwischen den bei¬den Seen hinaus blickenden Bergfried, die beide vermutlich um 1150 entstanden sein dürften, ohne dass wir die damali¬gen Bauherren kennen. Es kann sich bei diesen ersten Bau¬ten ebenso um eine slawische wie um eine deutsche Grenzburg gehandelt haben. Die in diesem Zusammenhang oft erwähnten Tempelritter oder gar die Johanniter sind als Gründer jedenfalls nicht nachweisbar. 1241 gestattet Bischof Heinrich von Lebus dem polnischen Grafen Mrocho die An¬siedlung von Deutschen in der Landschaft Zulenche (Zielenzig) - möglicherweise wird zur gleichen Zeit auch ein Ort Lagow gegründet. In dieser Zeit kommen auch die Tem¬pelritter und die Zisterzienser in das terra lubusum, das Land Lebus. Um 1270 erhebt das Erzbistum Magdeburg Ansprü¬che auf das Bistum Lebus, zum Erzbistum Gnesen gehö¬rend. Auch das Gebiet um Lagow gehörte dazu. Der Magde¬burger Erzbischof Konrad II aus dem Hause Sternberg un¬ternahm in diesem Jahr zusammen mit einem askanischen Heer einen Kriegszug, errichtete in der slawischen Siedlung Thorym (heute Torzym) eine befestigte Burg und gründete mehrere Dörfer - vielleicht auch Lagow.

Schloß

Nach ihm erhielt der Ort mit der slawischen Burg dann den Namen Sternberg und das Land Lebus, den Namen Sternberger Land. Es könnten also für den OrTLagow auch alle anderen Jahre zwischen 1241 und 1270 als Gründungsjahre in Frage kommen. Ob¬wohl die Echtheit des Vertrages von 1251 von Historikern schon seit längerem angezweifelt wird, Lagow damit immer noch ohne Geburtsurkunde wäre, sind wir auch mal gro߬zügig und nehmen die Echtheit des Dokumentes einfach an. Dafür rechnen wir jetzt aber richtig: 2001 weniger 1251 ist 750. Dies also als etwas langatmige Begründung zu meiner Überschrift.


Rückblick in die Geschichte


Doch bleiben wir noch ein wenig in der Vergangenheit und sehen uns an, welches Schicksal dem Geburtstagskind in diesen 750 Jahren beschieden war.11 Ein sehr bedeutsames Datum war als nächstes das Jahr 1350, als der brandenburger Markgraf Ludwig der Ältere Burg und Ort Lagow mit allen dazugehörenden Dörfern, Vorwerken und Ländereien für 400 Mark Silber an den Johanniteror¬den verkaufte, vor allem deshalb, weil die Markgrafen aus dem Hause Wittelsbach damals hoch verschuldet waren. Lagow wurde vom Orden sehr schnell zur Ordenskomturei erhoben, zeitweilig auch zum Sitz des Herrenmeisters der gesamten Balley Brandenburg. Schon in der Frühzeit der Herrschaft des Johanniterordens entstanden vermutlich im 14. oder 15. Jahrhundert die heute noch teilweise gut erhal¬tenen Stadtmauern zwischen den beiden Seen und die bei¬den Stadttore, uns allen als das Polnische oder Posener Tor und das Märkische oder Berliner Tor in guter Erinnerung.

Polnisches

Im 16. und 17. Jahrhundert waren gleich drei Ereignisse von Bedeutung: Um 1550 wurde durch Markgraf Johann, genannt Hans von Küstrin, wie überall in beiden Teilen der inzwischen zum Kurfürstentum erhobenen Mark Brandenburg, die Re¬formation eingeführt. Zwei Jahrzehnte später vernichtete 1569 ein Großbrand alle Häuser der bürgerlichen Siedlung auf dem Falkenberg. Es kann angenommen werden, dass erst nach diesem Brand der heutige Stadtkern zwischen den beiden Toren innerhalb der Befestigungsmauern unterhalb der Burg aufgebaut worden ist, wo bis dahin nur Wirtschafts¬gebäude, Ställe und wenige Behausungen für Schioß- bedienstete vorhanden waren.

Im Verlauf des 30jährigen Krieges wurde Lagow ohne Kampf für kurze Zeit von schwedischen Truppen besetzt - es soll dabei auch zu Plünderungen und Brandschatzungen durch die Schweden gekommen sein. Wahrscheinlich haben die uns allen bekannten „Schwedenschanzen“ im Tiergarten, beliebter Spielort von uns Kindern, auch daher ihren Namen. Ein Rückeroberungsversuch durch ein kurfürstliches Heer scheiterte angeblich an der Uneinnehmbarkeit der gut be¬festigten Burg- und Stadtanlage. Gut 150 Jahre später ha¬ben Napoleons Heere Lagow offensichtlich weder bei ihrem Vormarsch noch bei ihrem Rückzug berührt. Ein Gerücht besagt allerdings, dass man bei Schachtarbeiten ausserhalb des Märkischen Tores in der Johanniterstrasse irgendwann Skelette und Uniformteile französischer Soldaten gefunden haben soll.21.

Der bereits oben genannte Markgraf Christian Ludwig hatte während seiner Amtszeit den Neubau einer Kirche als recht­eckigen verputzten Ziegelbau mit Holzturm anstelle der bis­herigen einfachen Fachwerkkirche am Fusse der Burgan­lage veranlasst. Erst 1876 erhielt die Kirche dann durch den Anbau eines Querschiffes und den Neubau des Turmes die Gestalt, die wir oder unsere Eltern von unserer Taufe oder unserer Konfirmation in Erinnerung haben. Auch das Schloss wurde zur gleichen Zeit durch den damaligen Schlossherrn Graf Hugo Wrschowetz Sekerka von Sedcziz so umgebaut, wie wir es kennen und wie es heute noch zu besichtigen ist. Im Tiergarten, dem Jagdrevier der Komture, war schon im 18. Jahrhundert die sogenannte. „Markgrafenhütte“ erbaut worden, an deren Standort mehr als 100 Jahre später der Schützenplatz entstand. Initiator dafür war die 1858 gegrün­dete „Schützengesellschaft“, Vorläufer des späteren „Schüt­zenvereins Lagow“, der seitdem einmal jährlich ein Preisschiessen und ein Schützenfest veranstaltete, meist über die beiden Feiertage zu Pfingsten. Viele, die das hier lesen, werden sich an diese schönen Schützenfeste erin­nern, beispielsweise daran, dass wir als Kinder am zweiten Festtag morgens die am Abend vorher heruntergefallenen Pfennige und Groschen einsammelten, um unser von den Eltern oder Großeltern erhaltenes spärliches Taschengeld für Eis oder Lutscher aufzubessern. Ich selbst erinnere mich daran sehr gut - aber auch daran, dass ich in den letzten Jahren vor dem Eingang zum Tiergarten neben einem Gurkenfass ausharren und daraus für das Geschäft der El­tern saure Gurken zum Verkauf anbieten musste.

Das zweite

Doch ich schweife ab, zurück zur Geschichte. Die 460 Jahre andauernde Herrschaft der Johanniter war zu Ende gegan­gen, als durch Erlaß des preußischen Königs Friedrich Wil­helm III vom 30. 10.1810 dieser Orden aufgelöst und sein Vermögen eingezogen wurde. Der Ort Lagow blieb Stadt und erhielt durch die Preußische Gemeindereform einen Magi­strat, der das Johanniterkreuz als Stadtwappen übernahm. Die Ländereien des Ordens wurden Staatsdomäne, wech­selten dann häufiger den Besitzer. Der baufreudige Graf Hugo liess 1856 alle Wirtschaftsgebäude innerhalb der Stadt­mauern abreissen und auf dem östlich vorgelagerten „Vor­werk Berg“ neu errichten, das später so genannte „Ritter­gut“ entstand. Auf den Feldern dieses Gutes waren wir dann wohl alle mal während der Kriegsjahre im „Ernteeinsatz“ oder beim „Stoppeln“ in den Sommer- oder Herbstferien aktiv. Als das neue Jahrhundert vor der Tür stand, fiel 1893 Schloß und Gut durch Erbschaft an die Baronin Wurmb von Zink, geborene Reichsgräfin von Wylich und Lottum, einer Uren­kelin des Fürsten Malte von Putbus auf Rügen, die bis 1945 Schloßherrin blieb. Uns allen ist „die Baronin“ als hoheits-badeanstalt“ erbaut und eröffnet.

Sehr viele Leser werden sich an meinen „Opa Sommer“ als den langjährigen Bademei­ster dieser Anstalt erinnern, in der ich von frühester Kindheit an stets den ganzen Sommer verlebte, dort wie viele andere bei eben diesem Bademeister in einem aufgeblasenen Autoschlauch das Schwimmen erlernte. Die andere neue Badeanstalt für die Sommergäste des Kurortes Lagow auf einem Waldgrund­stück an der Grunower Straße, das Strandbad am Lagower See, kam erst viel später dazu, so etwa 1938. Inzwischen hatte Lagow das Stadtrecht verloren, wur­de nun Luftkurort genannt und damit noch einmal verstärkt Reiseziel vieler Fe­riengäste, vorzugsweise aus dem Raum Berlin und Umgebung. In vielen Privat­häusern entstanden jetzt Pensionen und volle Gestalt sicher in Erinnerung, dem einen oder anderen vielleicht auch noch die Tochter, wenn diese mit ihrem ein­spännigen Dogcart durch den Ort fuhr. 1909 wurde die neu erbaute Eisenbahnbahnlinie zwischen Topper und Meseritz mit Bahnhof in Lagow eröffnet, wobei aus diesem Anlaß an der Selchower Straße der große Viadukt als zweites Wahr­zeichen Lagows entstand.

Badeanstalt

Der Ort erlebt mit der Eisenbahn einen großen touristischen Aufschwung. Als Folge der stän­dig zunehmenden Zahl der Feriengäste entstanden das Hotel „Deutsches Haus“ der Familie Heinrich im Stadtzentrum^das „Hotel am See“ des Bierbrauers Schulz, später übernom­men vom Ringereuropameister Leo Pinetzki, und das Nobel­hotel „Schwarzer Adler“ des Besitzers Hübner, später Jokisch. Auch erste Pensionen werden eröffnet und bis 1912 verdoppelt sich fast die Einwohnerzahl des Ortes. Das wie­derum erfordert den Neubau einer zweiklassigen Schule an der Kreuzung Bahnhofstraße Ecke Selchower Straße, in der wir dann wohl alle unsere ersten Schuljahre verbracht ha­ben. Im ersten Kriegsjahr 1914 wurde als Stiftung der Baro­nin Wurmb von Zink das Evangelische Kinderheim in unmit­telbarer Nähe der neuen Schule erbaut.

Nach dem 1. Weltkrieg erinnerte ab 1920 das Kriegerdenk­mal am Eingang zum Tiergarten an die im 1. Weltkrieg gefal­lenen Soldaten. Im gleichen Jahr gründete sich dann der „Männerturnverein Lagow e.V.“ und von den Vereinsmitglie­dern wurden in den nächsten beiden Jahren in Eigenarbeit auf der Tiergartenhöhe ein Sport- und Spielplatz und am Ostufer des Tschetschsees die später so genannte „Turner Zimmer für Sommergäste, das Fachwerkhaus neben dem Kriegerdenkmal mit den beiden imposanten Tannen vor der Tür, ehemals Wohnsitz des Arztes Dr. Ahlefeld wurde als „Kur­haus“ und Informationszentrum umgebaut und genutzt.

Lagow. Postkarte

Schon einige Jahre vorher hatte der Turnverein auf dem Platz dahinter - wieder durch Eigenarbeit - eine Turnhalle errich­tet, bei deren Bau ich als kleines Kind schon dabei war. In meiner Erinnerung taucht hierzu neben dem Schippen und den späteren Turnabenden eine Solebadkur auf, die so um 1939 in der Halle durchgeführt wurde. Wir mußten dazu in einer Badewanne in eine warme salzige Brühe steigen und anschließend, in Decken gehüllt, auf dem Boden der Halle „ruhen“, wobei es den uns beaufsichtigenden Schwestern sicher sehr oft schwer geworden ist, uns ruhig zu halten. Die Einwohnerzahl des Ortes stieg kurz vor Kriegsbeginn auf über 1200 an, da wegen der sich anbahnenden Ereig­nisse in den für Sommergäste vorgesehenen Räumen zu­nächst ständig Soldaten als Einquartierung und bald danach Zivilpersonen aus den durch Bomben bedrohten Städten des Reiches in Lagow wohnten. Das Unheil kündigte sich an.


Die letzten 56 Jahre


Über das schlimme Jahr 1945 soll hier nicht weiter berichtet werden. Alle, die es in Lagow miterlebt haben, werden es wohl nie vergessen. Aber die Geschichte des Ortes ging ja weiter. Die neuen Bewohner, die im Laufe des Jahres und danach im Ort ankamen, teilten mit uns das Schicksal, Ver-triebene zu sein. Sie kamen mehrheitlich aus den polnischen Ostgebieten, die nun zur Sowjetunion gehörten, hatten auch, wie wir, Haus und Hof verlassen müssen.

Der Ort Lagow hatte Krieg, Kriegsende, Flucht, Vertreibung und Neuansiedlung relativ ungeschoren überstanden. Nur wenige Häuser waren abgebrannt oder wurden, viele erst später, wegen eintretender Baufälligkeit abgerissen. Das Ortsbild blieb jedoch zunächst relativ unverändert, wie wir alle bei unseren ersten Besuchen, z. T. erst nach vielen Jah­ren, feststellen konnten. Im meinem Tagebuch zur ersten Reise steht der Satz: „... als wäre die Zeit stehen geblieben“. Das lag wohl vor allem daran, dass der schönen Landschaft kaum jemand etwas antun konnte - wie schon in den Jahr­hunderten zuvor. Natürlich hatten auch die neuen Bewoh­ner anfangs mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Eigentum durfte nicht gebildet werden; alle politische Struk­turen mussten neu aufgebaut werden, und das alles anfangs unter der Knute des Stalinismus. Inzwischen sind diese Struk­turen mehrfach verändert worden. Lagow gehört seit eini­gen Jahren nicht mehr zum „Kreis Zielenzig“, auch nicht zum „Bezirk Landsberg“. Es ist Zentrum einer eigenen Großge­meinde im „Bezirk“ Grünberg.

Gedenkstein

Auch die neuen Bewohner, nun ja schon die zweite Genera­tion, mit Kindern, die als Heimat nichts anderes mehr ken­nen, als Lagow, nutzten klug die privilegierte Lage des Ortes im inzwischen zum Naturschutzgebiet erklärtem „Lubuski“. Lagow war bald wieder Ziel von Feriengästen, wenig später dann auch Festspielort - regelmäßig fanden im Park des Schlosses ab etwa 1960 Filmfestspiele statt. Gästezimmer und Pensionen entstanden wieder, ganz neu etwa auf dem Schmiedeacker, zu unserer Zeit fast unbewohnt und vqp uns nur zu Sonnenwendfeiern oder zum Rodeln und Schifahren genutzt. Heute ist Lagow in den Sommerferien ausgebucht, wie früher auch oft. Wer dort Urlaub machen will, muss sich spätestens im Frühjahr um ein Pensionszimmer kümmern. Ich hatte im vorigen Jahr dieses negative Erlebnis, als ich meinen 70ten Geburtstag „zu Hause“ feiern wollte. Ich be­kam kein Zimmer mehr.

Gesamtansicht

Obwohl viele ehemalige Lagower durch Besuche in ihrer alten Heimat inzwischen gute Beziehungen zu den neuen Bewohnern aufbauen konnten, wie ich beispielsweise zu den neuen „Eigentümern“ meines Elternhauses, ist es uns als Heimatkreis bisher nicht gelungen, solche konstruktiven Beziehungen zur Gemeinde Lagow herzustellen - wenn man mal von dem 1995 enthüllten Gedenkstein zu Ehren des Nobelpreisträgers Gerhard Domagk absieht. Die anfänglich so gut angelaufenen Beziehungen zum dortigen „Verein der Freunde Lagows“ (Towarzystwo Przyjaiol Lagowa), der sich zum Ziel gesetzt hatte, die wahre Geschichte des Ortes auch unter den jetzigen Bewohnern publik zu machen, sind durch den plötzlichen Tod der Vereinsvorsitzenden Frau Dr. Senicka-Czeja ins Stocken geraten. Vielleicht bietet sich mal eine neue Gelegenheit zur Zusammenarbeit.


Geburtstagswünsche


Nun soll man ja zu jedem Geburtstag etwas schenken oder wenigstens wünschen. Ich wünsche meiner Heimatstadt viele weitere erfolgreiche Jahre, Jahrzehnte oder auch Jahrhun­derte, wünsche mir vor allem eine friedliche Nachbarschaft, vielleicht sogar eine gemeinsame Zukunft in einem leider nur sehr langsam und unter schweren Wehen entstehen­dem „Haus Europa“.

'•Ich beziehe mich im folgenden Text auf meine Ausarbeitung „Lagow in Vergangenheit und Gegenwart“, die vielen Heimatfreunden aus Lagow bekannt ist. Wer die hier verwendeten Daten und Fakten in tabellarischer Zusammenfassung noch einmal nachlesen möchte, kann dies im Oststernberger Heimatbrief, Heft 1997-2, S. 21 tun. Überschrift: „Lagows Geschichte in Stichworten“.

2) Es handelt sich hier, wie gesagt, um ein Gerücht - wer mehr darüber weiß, melde sich bitte beim Autor. H.S. Gruberzeile 9, 13593 Berlin, Tel und /Fax 030-3615304


Materiał przedrukowano z periodyku Oststernberger Heimatbrief 3/2001 autor HELMUT SOMMER - BERLIN




Die Geschichte der BUCHMUEHLE bei Lagow

Erinnerungen von RudiArnhold und LucieArnhold-Weet (Cz. III)


Die Buchmuehle war Vieles in Einem: Eine Gastwirtschaft, Landwirtschaft und eine Muehle. Direkt am See unter einem Dach standen Wohnhaus und Muehle. Rudi erinnert sich, dass, wenn gemahlen wurde, das ganze Haus wackelte.

Das Wohnhaus hatte eine grosse Kueche und Gaststube. Dach standen WohnhausDie Schlafkammern waren oben. Unter der Gaststube war ein sandiger Kellerboden. Dort wurden das von unserem Onkel selbstgebraute Weissbier in Raschen gelagert. Im Sommer wurde damit ein erfrischendes Getraenk serviert: Weissbier mit Himbeersaft oder Waldmeiste gemischt, als die „Sandweisse".

Die Wassermuehle wurde aus einem Teich gespeist. Im Teich wurden Karpfen gezuechtet fuer die traditionelle Sylvesterspeise „Karpfen in Biersosse“. Sehe Rezept. Grosse Goldfische schwammen im Teich und die Froesche lieferten Abendkonzerte. Vor dem Teich stand das Gaestehausfuer zugereiste Sbmmergaeste.

Das lange Gebaeude auf der Fotografie waren Stallungen fuer die Pferde und das Kleinvieh, und eine Werkstatt fuer Reparaturen der landwirtschaftlichen und handwerklichen Geraete. Onkel Oskar war von Beruf Schmied. Es liefen Kleinvieh wie Gaense. Huehner und Enten frei durch Haus und Hof. Es war ein idyllisches Milieu, das viele Berliner anzog.

Am Ufer des Sees stand ein Bootshaus Da waren Stege fuer die Angelfischerei. Fischsorten waren: Hecht, Barsch, Wels, Moraenen, Ploetzen, Aale und Ukelei. Da waren Anlegestege fuer die Kaehne mit denen Besucher von Lagow angerudert kommen konnten. Der Lagower Fischermeister Erich Jensch, ein Schwager von Oskar, hatte ein offenes Motorboot fuer ca. 10 Personen. Damit befuhr er die beiden Seen fuer die Sommergaeste. De Buchmuehle war ein beliebtes Ausflug Ziel fuer Kueche und Kuchen.

Familiengeschichte:

De Besitzerin der Buchmuehle war Frau Wally Ost. Se hatte die Buchmuehle in jungen Jahren von ihren Eltern geerbt. Wally hatte zwei unmündige Brueder. Der aeltere Bruder brach durch das Eis auf dem See und ertrank. Er kam mit dem Fahrrad von Lagow ueber den gefrorenen See auf dem Weg zur Buchmuehle.

Wally heiratete Oskar Arnhold, unseren Onkel etwa 1930. Oskar war der Bruder unseres Vaters Fritz Arnhold. Sie fuehrten das Geschaeft die „Gebrüder Arnhold“ in der Johanniter Strasse in Lagow. Oskar erlitt in seinen Jugendjahren eine Kopfverletzung. Er wurde deshalb als „kriegsunfaehig“ ausgeschrieben. So konnte er die Muehle durch die Kriegsjahre bis zum Ende In Betrieb halten. Fruehere Sommergaeste, die von den Bombenangriffen in Berlin fluechteten, Hessen sich dort einquartieren. Oskar hatte einen Radioempfaenger wegen der einsamen Lage im Wald. Das wurde ihm zum Verhaengnis beim Einmarsch der Rissen. Er wurde als „"Spion" erschossen . Ebenso seine zwei Kinder Erwin, [9 Jahre] und Dorothea [7 Jahre alt] und ein berliner Ehepaar.

Wally, die wegen der gefuerchteten Vergewaltigungen in ein Versteck im Wald gefluechtet war, ueberlebte ihre Familie. Wallys Bruder Kurt kam aus dem Krieg unverletzt zurueck. Nach der Vertreibung fanden sie sich in der DDRwieder. Wally starb 1988. Se ueberlebte den Tod ihrer Familie 43 Jahre!

RUDI ARNHOLD

Mein Bruder wanderte 1954 nach Kanada aus. Erst im Jahre 2005, 50 Jahre nach der Aussiedlung, war es ihm moeglich, die alte Heimat Lagow wiederzusehen! Er besuchte die Ruinen dessen, was die Buchmuehle gewesen war. Er fand die roten Fliesen der Kueche im Schutt. Dort legte er ein Kreuz, dass er von Kanada mitgebracht hatte, und vergrub es unter diesen roten Riesen. Das Kreuz, aus Bronze, ist 30cm gross und hat die Inschrift:

„ARNHOLD-OPFER DES KRIEGES 1945“

Er hofft, das eseinmal einen freien Ratzfinden wird.

Anhang:

Bild von Ftidi

Arnhold 2005 Rezept fuer" Karpfen in Bersosse"





27 Mai 2014


Hochzeit in Petersdorf


Bei einem der größten Bauern Otto Röstel in Petersdorf (nicht weit von Lagow)fand 1936(?) eine Hochzeit statt, bei der ich als kleiner Junge (im Matrosenanzug, Bild unten ganz links) dabeisein durfte. Die Braut Meta Röstel aus Petersdorf und der Bräutigam Kurt Kaldune aus Kunersdorf haben den Bund der Ehe geschlossen.

Viele Leute auf dem Bild sind mir noch in Erinnerung. So die Familie Otto Röstel, Familie Kaldune, Familie Paul Verworner, Familie Emil Röstel mit Tochter Irene, Familie Ernst Preuß, Familie Gustav Drabsch, Traude Preuß, Herta Pahl, Willi Röstel, Irma Röstel, Alfred Bittner, sowie meine Eltern und viele mir unbekannte Gäste.

-'Vielleicht erkennt noch jemand den einen oder anderen auf dem Hochzeitsbild.


Eingesandt von Horst

Verworner aus Petersdorf


^^ Up


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