Klimaty Łagowskie (Deutsch)
29 September 2014
Das Haus auf der Tiergartenhöhes
Von
Annita Zajonzek-Müller
Die Mutter setzte sich auf den Sozius des Motorrades ihres Sohnes Werner. Ihr Ziel war Lagow, das etwa 60 km östlich von Frankfurt/ Oder in Richtung Poznan liegt.
Beide verspürten eine pochende Unruhe, wenn sie an ihr Vorhaben dachten.
Es konnte gelingen oder auch nicht. Sie hatten von polnischer Seite keine Einladung zu ihrem Besuch. Überzeugt davon, dass sie als DDR-Bürger doch gewiss im sozialistischen Bruderland willkommen sein würden, wagten sie die Fahrt. Im Jahr 1964 war man nie sicher, ob die politischen Verhältnisse eine spontane Reise erlaubten. 1958 benötigten auch Personen aus der DDR noch eine persönliche Einladung. Damals war es so, als die Mutter mit ihren zwei jüngsten Töchtern zur Hochzeit einer Nichte nach Opole fahren wollte.
Der Grenzübertritt verlief reibungslos. Nun konnte nichts mehr schief gehen und die Strecke kannten sie ja noch aus der Zeit vor 1945.
Bald entdeckten sie das Ortsschild von Lagow. Nun mussten sie nur noch die Straße Richtung Petersdorf nehmen und schon sahen sie auf der Anhöhe die ersten Häuser der Siedlung. Das Haus, welches sie anschauen wollten, hatte der Vater 1939 gebaut. Ein bescheidenes Doppelhaus für kinderreiche Familien mit großem Gartengrundstück.
43 Seit der „Umsiedlung" der Deutschen aus Lagow hatten sie es nicht mehr gesehen. Die Mutter war damals fast 35 Jahre alt, der Sohn 12, der andere Sohn 10, die drei ältesten Töchter knapp 16, 15 und 13 und die jüngsten Töchter 9, 8 1/2, 3 1/2 und 1 1/2. Die neun Kinder waren der ganze Stolz der Eltern. Dem Vater war es nicht vergönnt, seine Kinder alle wachsen zu sehen und zu erleben, wie sie sich zu erwachsenen jungen Menschen entwickelten. Er wurde beim Einmarsch der Roten Armee gefangen genommen und verschleppt. Nie wieder hat die Familie etwas von ihm gehört, trotz intensiver Suche durch das Internationale Rote Kreuz.
Jetzt standen Mutter und Sohn auf der Straße und schauten unentwegt hinüber zum Haus. Der Sohn brachte kein Wort über die Lippen. Ich will mir nicht vorstellen, was beide in diesem Augenblick wohl gefühlt haben.
Sie schauten und schauten. Plötzlich öffnete sich das Küchenfenster. Eine Frau fragte mit freundlicher Stimme auf Deutsch, ob sie jemanden suchten und ob sie helfen könne.
Die Mutter überwand ihre Scheu und fasste augenblicklich Vertrauen zu der fremden Frau, die nun hier zu Hause war. Als Mutter ihr sagte, sie habe mit ihren Kindern hier im Hause vor 1945 gelebt, bat die Frau sie, einzutreten. In der Küche dampfte auf dem immer noch hellblau gekachelten Herd, auf dem die Mutter schon gekocht hatte, der Wasserkessel und der Tisch stand ebenfalls an der gleichen Stelle. Die beiden Frauen scheuten sich nicht, über ihr zurückliegendes Leben zu sprechen.
Die Mutter erfuhr, dass die Frau von den Nazis zur Zwangsarbeit in der Landwirtschaft nach Quedlinburg verpflichtet wurde, dass sie dort ihren Mann kennen gelernt habe, der ebenfalls Zwangsarbeiter war. Nach Kriegsende durften sie wieder in ihre polnische Heimat zurückkehren. Sie ließen sich hier in Lagow nieder und durften in diesem Haus leben.
Anfangs mussten sie der nunmehr polnischen Gemeinde die Miete in Naturalien abzahlen, später konnten sie das Haus erwerben. Sie hätten von der Gemeinde noch Ackerland zugewiesen bekommen, erzählte die Frau, und von der Landwirtschaft würden sie nun leben.
Es ist sehr bemerkenswert, dass diese Frau als ehemalige polnische Zwangsarbeiterin, überhaupt bereit war, mit einer Deutschen zu sprechen, geschweige denn, sie ins Haus zu bitten.
Zwei Frauen, die durch den Krieg Schweres erfahren mussten, hatten Verständnis füreinander. Man sprach nicht von Schuld und Sieg, sondern s£h jeweils die persönliche Situation.
Als dann der Mann vom Feld heim kam, verabschiedeten sich Mutter und Sohn von den neuen Hausbesitzern und als die Frau dann noch zu Mutter und Sohn sagte: "Wenn Sie wiederkommen, dann ist Haus verputzt, dann ist alles schön" war der Grundstein einer langjährigen Freundschaft gelegt.
Dem ersten Wiedersehen mit der Scholle, wie die Mutter ihr Grundstück immer nannte, folgten noch viele. Die Mutter scheute nicht Müh noch Aufwand, sooft sie es ermöglichen konnte, und wenn es mit der Bahn war, nach Lagow zu fahren. Elternhaus wieder. Jeder war bei den neuen Hausbewohnern Herzlich willkommen Auch ihre Kinder sahen das
Für Krystina und Rychard
Z j. niem. tłumaczyła A. Łukasiewicz
24 September 2014
Villa Schmeling
Zur Information der Villa Schmeling!
Diese gehörte der Baronin Wurmb von Zink, geb: Reichsgräfin von Wylich und Lottum! Die Villa wurde von August Markwitz verwaltet. Er war ein Angestellter der Baronin und in der Villa seine Dienstwohnung hatte, mit Frau und Tochter. Er war gleichzeitig Kammerdiener beim Herrn Baron. Er versorgte auch Kutsche und die Pferde des Barons. Seine Frau Helene Markwitz war Köchin im Schloss. Die Tochter der Eheleute, Wanda wuchs quasi im Schloss auf. Herr August Markwitz starb im November 1944, seine Ehefrau starb schon 1941 beide in Lagow. Die Villa Schmeling hat schon vor 1895 gestanden, denn die Tochter Wanda Markwitz wurde 1905 in der Villa geboren. In der Villa wohnte laut Aussage der Baronin Wurmb von Zink, in ihrer Ausführung von 1935, lange eine Verwandte namens Schmeling in der Villa. Es war eine Nichte des Grafen Schmeling, der oft zur Sommerfrische dort war. Von daher hat die Villa ihren Nahmen und hat gar nichts mit dem Boxer Max Schmeling zu tun.
Ich hoffe das es damit geklärt ist.
Diese Informationen habe ich von der Enkeltochter der Eheleute August und Helene Markwitz. Ihre Mutter war Wanda Markwitz - Brunhilde Oestereich aus Brieselang.
Christa Weidlich-Zajonzek
22 September 2014
Edikt des Preußenkönigs zur Auflösung aller geistlichen Güter, also auch des Johanniterordens
Am 30.0ktober 1810 erließ der preußische König Friedrich Wilhelm III. ein Edikt, auf Grund dessen sämtliche geistlichen Güter in der preußischen Monarchie eingezogen werden sollten. Dies betraf alle Klöster und Orden, damit auch den Johanniterorden und mit diesem die Komturei Lagow. Einer der Gründe dafür warder verlorene Krieg gegen Napoleon und die damit dem preußischen Staat auferlegten Kontributionszahlungen - der König brauchte Geld!
Das Edikt hat folgenden Wortlaut:Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen usw., usw., in Erwägung, daß
a) die Zwecke, wozu geistliche Stifte und Klöster bisher errichtet wurden, teils mit den Ansichten und Bedürfnissen der Zeit nicht vereinbar sind, teils auf veränderte Weise besser erreicht werden können;
b) daß alle benachbarten Staaten die gleichen Maßregeln ergriffen haben;
c) daß die pünktliche Abzahlung der Kontribution an Frankreich nur dadurch möglich wird; daß wir dadurch die ohnedies sehr großen Anforderungen an das Privatvermögen Unserer Untertanen ermäßigen, verordnen wir, wie folgt:
§ 1. Alle Klöster, Dom- und andern Stifte, Balleien und Kommenden, sie mögen zur katholischen oder protestantischen Religion gehören, werden von jetzt an als Staatsdomänen betrachtet.
§ 2. Alle Klöster, Dom- und andern Stifte, Balleien und Kommenden sollen nach und nach eingezogen und für Entschädigung der Benutzer und Berechtigten gesorgt werden.
§ 3. Vom Tage dieses Ediktes an, dürfen
a) keine Anwartschaften erteilt, keine Novizen aufgenommen und niemand in den Besitz einer Stelle gesetzt werden;
b) ohne Unsere Genehmigung keine Veränderung der Substanz vorgenommen werden; keine Kapitalien eingezogen, keine Schulden kontrahiert, oder die Inventarien veräußert werden;
c) keine neuen Pachtkontrakte ohne Unsere Genehmigung geschlossen, keine älteren verlängert werden. Alle gegen diese Vorschriften unternommenen Handlungen sind nichtig.
§ 4. Wir werden für hinreichende Belohnung der obersten geistlichen Behörden und mit dem Rate derselben für reichliche Dotierung der Pfarreien, Schulen, milden Stiftungen und selbst derjenigen Klöster sorgen, welche sich mit der Erziehung derJugen und der Krankenpflege beschäftigen, und welche durch obige Vorschriften entweder an ihren bisherigen Einnahmen leiden oder denen durchaus neue Fundierung nötig erscheinen dürfte.
Gegeben Berlin, den 30.0ktober 1810
Friedrich Wilhelm v. Hardenberg
Besitzer von Schloß und Gut Lagow von1810 bis 1945
1810 - 1818___Preußische Staatsdomäne
1819 - 1830___Friedrich Wilhelm von Zastrow
1834 - 1843___General von Barfus-Falkenberg
1843 - 1852___Hermann von Oppen aus dem Haus Groß-Gandem
1852 - 1856___Familie von Arnim
1856 - 1893___Graf Hugo Wrschowetz Sekerka von Sedcziz
1893 - 1945___Baronin Wurmb von Zink, geb. von Wylich und Lottum
Die Entwicklung der Einwohn
in Lagow von 1732 bis 1945
Helmut Sommer, Berlin
tłumaczenie Peter Glogowski
15 August 2014
Ursula Trefny-Kathe -----------------Saarbrücken, 14.09.2013
Sehr geehrter Herr Bryl,
herzlichen Dank für Ihren freundlichen Brief mit der Bitte, Ihnen etwas über unsere Bäckerei-Conditorei und Cafe zu erzählen. Gern komme ich Ihrem Wunsch nach und freue mich über Ihr Interesse.
Meine Kindheit verlebte ich im Haus Ring 1. Damals gehörten die beiden hintereinander stehenden Häuser zusammen. Vor der Straße waren Landen, Kaffeestube und Wohnung. Im hinteren Haus waren die Backräume, Vorratsraum und Unterkünfte für die Angestellten. Zwischen beiden Häusern lag ein Hof. Das hintere Haus hatte einen Durchgang zum Garten, zu dem eine überdachte Treppe hinterführte.
Dort wurde im Sommer der faste Kaffee und Kuchen serviert. Eine Holzterrasse war übers Wasser gebaut und bei Regen konnten die Gäste in der sogenannten Kolonade sitzen, ein überdachter Anbau an das hintere Haus zum See hin.
An Sommersonntagen kamen vor dem Krieg Sonderzüge aus Berlin mit Tagesurlabem. Lagow hatte damals noch eine Bahnverbindung. Es war an diesen Tagen immer so viel zu tun, dass unser Personal nicht ausreichte und wir einen Kellner aus Frankfurt anfordern mussten. In der Backstube herrschte Sonntag Hochbetrieb, es gab ja noch nicht die Kühlmöglichkeiten wie heute, alles wurde frisch hergestellt und mit dem Eis aus dem Eiskeller gekühlt. Zum Eiskeller hatte ich Ihnen ja bereits geschrieben. Das Eis wurde zerkleinert und in einen doppelwandigen Schrank gefüllt, in dem empfindliches Gebäck gekühlt wurde.
Der normale Backbetrieb an Wochentagen begann morgens um 4.00 Uhr. Um 7.00 Uhr waren die Brötchen im Laden. Einer der Lehrjungen fuhr mit dem Fahrrad, an dem ein Anhänger befestigt wurde, die Brötchen aus. Die Kunden hinterließen einen Beutel, in dem die bestellte Anzahl Brötchen an ihre Haustür gehängt wurde. Ein leerer Beutel wurde für den nächsten Tag wieder mitgenommen. Wir belieferten auch die Tiergartenhöhe.
Um 10.00 Uhr war da Brot fertig, anschließend kam der Kuchen dran. Sonntags gab es nur Kuchen, der wie gesagt immer frisch hergestellt wurde. Als der Krieg ausbrach, wurde der Cafebetrieb eingestellt, auch aus Personalmangel. Der Backbetrieb ging mit wenig Personal weiter.
Vom alten Pfarrhaus und der Familie Müller kann ich Ihnen leider nichts berichten. Ich weiß nur, dass Pfarrer Müller mit seinen beiden Schwestern (Lieschen und Idchen) später auf die Tiergartenhöhe zog und im Pfarrhaus ein Kindergarten untergebracht war. Ich hoffe, Ihnen ein wenig geholfen zu haben.
Verzeihen Sie bitte, dass es so lange gedauert hat, Krankheit und familiäre Dinge kamen dazwischen.
Ich wünsche Ihnen viel Glück und Erfolg und bleibe mit freundlichen Grüßen.
Ihre
Ursula Trefny-Kathe