Klimaty Łagowskie (Deutsch)

Klimaty Łagowskie (Deutsch)


3 April 2016


Titelbildgeschichte

Auf dem Truppenübungsplatz Wandern wiederentdeckt

Wandern - Lindow - Malkendorf - Groß Kirschbaum

S. Hentschel, K. Quandt, M. Hentschel, F. Quandt, IN. Freyer, H. Habermann, W. Finger, J. Cieluch, M. Stasilowicz, W. Bohm (v. I. n. r.) 22. Juli 2013 Vor dem Friedhof Wandern

Im Jahre 1939 traf das Dorf Lindow eine schicksalhafte Ent-scheidung der damaligen Staatsführung. Gemeinsam mit den Orten Wandern und Groß Kirschbaum wurde das reizvolle Gebiet in der bergigen Höhenlage, den schönen Wäldern und zahlreichen Seen zum Truppenübungsplatz bestimmt. Unter dem Namen „Truppenübungsplatz Wandern“ zog das Militär ein und die Zivilbevölkerung wurde in andere Gegenden umgesiedelt, zum Teil nach Breesen, nach Kladow und Vietz nördlich der Warthe und Kerkow in Pommern. 1938 lebten in Lindow noch 333 Einwohner.

1950 wurde auch Malkendorf, jetzt durch die polnische Staats-führung, integriert.

Für den Vorstand des Heimatkreises bestand und besteht ein großes Interesse darin, zu erfahren, was aus den verbliebenen Friedhöfen geworden ist. Mindestens ebenso intensiv wurde nach Möglichkeiten für einen Besuch der „verschonenden Orte“ gesucht.

Über das Leben in Lindow in den Dreißigerjahren bis 1939 aus dem Blickwinkel der damaligen Kinder finden wir zwei Berichte in den Sammelbänden der „Oststernberger Heimatbriefe“2. Über Wandern und Groß Kirschbaum findet sich kaum Verwertbares.

Über ein Wiedersehen mit Groß. Kirschbaum und Lindow im Jahre 1943 haben wir einen Bericht von Bernhard Domke3, der damals in Breesen wohnte:

„Die verstorbenen Angehörigen verblieben ja auf den jeweiligen Friedhöfen der umgesiedelten Gemeinden. Die Verwaltung des Truppenübungsplatzes erlaubte aber, die Gräber regelmäßig aufzusuchen und zu pflegen. Dazu bekam man einen sogenannten Passierschein." Anlässlich dieser Friedhofsbesuche ergab sich auch die Gelegenheit, das eigene Dorf wiederzusehen. „Bei Lindow ist das Zielgebiet der Artillerie!“... Der Ort wirkte auf mich unheimlich. Die Häuser, Ställe und Scheunen waren durch Kampfübungen teilweise schon zerstört. Als wir aus dem Dorf herauskamen und die sogenannte „Wandernsche Schlachte“ befuhren, konnte man rechts des Weges Attrappen von Gebäuden sehen, die als Ziel für die Artillerie dienten.“(So Bernhard Domke, ebenda, zum Besuch 1943)

Willi Bohm war das letzte Mal 1941 in Lindow, da sein Vater zu der Zeit Polizist auf dem Truppenübungsplatz war.

„Aus den Häusern hatte man Fenster und Türen herausgebrochen. Gebäude mit guten Ziegelsteinen waren abgebrochen. Auf dem Dorfanger vor der Kirche standen aus Brettern Hausattrappen, die zu Nahkampfübungen dienten.“

Gerhard Wald,4 früher Lindow und Drossen, besuchte zum ersten Mal seit 1939 im Jahre 1994, durch private Kontakte, das Sperrgebiet. Seine Feststellung über Lindow:

„Vom Dorf war nichts mehr zu finden, nur Bäume und Sträucher...“.

Genehmigung zum Besuch des Truppenübungsplatzes

Ein Versuch, eine Genehmigung für eine Gruppe von Heimat-freunden zu einem offiziellen Besuch der Orte zu erhalten, ist meines Wissens bisher nicht gemacht worden. Ich freue mich daher, dass ich hier über einen Meilenstein für unsere Arbeit des Heimatkreises berichten kann.

Offensichtlich hat sich das gut-nachbarschaftliche Netzwerk, das mit Bürgermeister Michal Deptuch und mit Hilfe der deutschen Partnerstädte Zielenzigs, Beeskow, Friedland und Kamen besteht, auch für meinen Antrag beim Oberkommando der polnischen Streitkräfte/Warschau als tragfähig erwiesen. Nach geraumer, üblicher, Zeit erhielten wir die Genehmigung.5

In einem ungezwungenen Gespräch mit dem jungen Kom-mandanten pptk (Oberstleutnant) Przemystaw Mikotajczak und Jacek Cieluch wurden dann die möglichen Termine festgelegt.

So kam es dann am 22. Juli 2013 zu dieser nicht alltäglichen Reise zu den „verschonenden Orten“

Um 8.30 Uhr hatten Jacek Cieluch und Mitarbeiter im Johan-niterhaus für die 9 Teilnehmer Kaffee vorbereitet, der uns, die wir schon sehr früh aus Berlin und Umgebung angereist waren guttat. Unsere Reisegruppe bestand sowohl aus ehemaligen Lindower als auch anderen Oststernbergern mit Angehörigen.

Kaffeepause in Johanniterhaus

Um 9.00 Uhr ging es dann weiter zum Hauptquartier in Wan- dern/Wqdrzyn.6

M. Stasiłowicz und Fahrer

Dort nahm uns Fähnrich Mariusz Stasilowicz in Empfang, setzte sich mit seinem Jeep an die Spitze, dahinter Jacek Cieluch und ab ging es durch das Eingangstor an den Wachen vorbei.

Wandern

Wandern an der Postum

Der angestaute Mühlteich jenseits der Straße

Erster Halt ist Wandern, an der Mühle. Hier wurden mitgebrachte Karten zurate gezogen. Von der Mühle sind nur die linke Befestigung des Wehrschotts sowie Mühl- und Überlaufgraben vorhanden, in die sich die Postum einst teilte.

Die Postum „Mühlenteich“

Wehrschott am Überlaufgraben

Links hinter der Straßenschleife dann der Friedhof.

Friedhof Wandern

Grabstein Rittergutsbesitzer Fischer

mühsames Inschriftenlesen

Rittergutsbesitzer....“ entziffern wir mühsam. Es lohnt sich noch, eine detaillierte Aufstellung der auf den Steinen ver- zeichneten Namen anzufertigen. Dafür ist heute keine Zeit. Schon jetzt ist die spontan einhellige Meinung nach einer Wiederholung des Besuchs. Auch unsere jüngeren Teilnehmer scheinen beeindruckt zu sein. Hier, in Wandern, wie wir dann auch bei allen anderen Friedhöfen (Lindow, Malkendorf) auf dem Truppenübungsplatz feststellen, sind von der Forstverwaltung Schilder angebracht worden: „Cmentarz Ewangelicki - uszanuj to miejsce“ (Oberförsterei Sulecin Evangelischer Friedhof - Respektieren Sie die Ruhestätte).

Lindow

Abbildung eines Segments der deutschen Karte des Dorfes

Gasthof „Otto Wolf“

Jetzt wollen wir weiter nach Lindow. Ganz anders als befürchtet ist die Verbindungsstraße asphaltiert. Trotzdem müssen wir höllisch aufpassen, um nicht in ein unerwartetes Schlagloch zu geraten. Mit unseren „Pfadfindern“ voran fahren wir gen Lindow. Ab und zu kommt uns ein Militärfahrzeug entgegen. Abwechslungsreiches Hügelland, bisweilen eine dichte Alleebaumfolge, Bunker, Häuserattrappen, Schießsignale, Panzersperren.

Straße durch das Übungsgelände

Panzersperren

Dann wechselt auch mal der Fahrbahnbelag zum Kopfstein-pflaster, aber einen Sommerweg gibt es hier nicht mehr. Mit Kastanienbäumen und Linden begrüßt uns Lindow. Von nun an sollen als unsere Ortserklärer Hildegard Lehmann geb. Wunderlich und Willi Bohm gelten. Folgen wir den beschriebenen Spuren:

„Von Zielenzig kommend, an der Straße rechts die Kirche, ringsum der Friedhof. Links der Straße die Schule, der Schulhof, daneben der Gasthof, Otto Wolf“ und gleichzeitig Kolonialwarenladen und Tankstelle.“.

Von den drei Linden, wo „vier oder fünf Mädchen die dicken Linden mit ausgebreiteten Armen umfassen mussten“, bei Bauer Otto Lange, August Feind, Gustav Lange“, haben wir die Linde vor dem Hof von Gustav Lange gesucht.“

Die Linde vor dem Hof von Gustav Lange (Foto Waltraud Finger)

Vergeblich - offensichtlich sind diese dem Kanonenschießen zum Opfer gefallen.

Gustav Lange war der Großvater unserer Mitreisenden Geschwister Siegfried Hentschel und Waltraud Finger. Da die Dorfstruktur, anders als erwartet, noch gut zu erkennen ist, finden wir aber die etwaige Lage des Gustav-Lange-Hofes.

Ein Keller ist noch erhalten, Siegfried Henschel vor dem „Haus“ von Gustav Lange.

Einwohnerplan von Lindow 1939 (Copyright Heimatkreis Oststernberg e.V.)

Willi Bohm (s. o., Fußnote 2) schreibt und erzählt hier und heute:

"Auf unserer Seite des Dorfes gab es auf dem Dorfanger einen kleinen und einen großen Pfuhl. Darin wurde im Sommer gebadet, auch schon geangelt. Im Winter wurde auf dem Eis geschliddert oder wir fuhren mit dem Schlitten - in jeder Hand eine Pike zum Abstoßen."

Um den rot leuchtenden Kirchturm der Friedhof weist noch zahlreiche intakte Grabsteine auf, darunter ist auch einer mit dem Namen Moheit (wohl aber nicht verwandt mit Karl „Charles“ Moheit (s. den Beitrag in diesem Fleft).

Ein weitgehend intaktes großes weißes Kreuz überragt alle anderen Grabsteine.

Friedhof in Lindow und der Kirchturm des Landes

Hier wurde noch im Februar 1938 der Großvater Reinhold Wunderlich von Frau H. Lehmann geb. Wunderlich von Pfarrer Richard Fellmer beerdigt.

Die Spitze des Kirchturms ist fast ganz ohne Dachziegel. Der Plolzunterbau scheint im nächsten Augenblick einzustürzen, aber unser Fähnrich kennt den Turm in dieser Verfassung bereits Jahrzehnte.

Wir finden die Reste des Pfarrhauses, stehen am Badepfuhl von Willi Bohm.

Das Pfarrhaus 1915

Ehemaliger Kellereingang des Pfarrhauses

Dorfteich in Lindow

Unschwer finden wir auch den Gasthof „Otto Wolf“. Allerdings steht nur noch der Eiskeller.

Ehemaliger Eiskeller des Gasthofs „Otto Wolf“

Malkendorf

Malkendorf, der besuchte Friedhof befindet sich am unteren Kartenende, mitte.

Bevor wir weiter in Richtung Malkendorf fahren stärken wir uns etwas. Jacek Cieluch versorgt uns, aufmerksam wie immer, mit Malkendorf, der besuchte Friedhof befindet sich am unteren Kartenende, mitte Getränken.

In 1950 dem Truppenübungsplatz integrierten Malkendorf ist auf den ersten Blick keine Dorfstruktur mehr zu erkennen. Offensichtlich ereilte diesen Ort das Schicksal vieler anderer Orte (z. B. Raudener Weiche): Das verwendbare Baumaterial wurde „für den Wiederaufbau von Warschau“ restlos abgetragen.

Aber: Der Friedhof ist ebenfalls ordentlich vom Unkraut befreit. Mit einem Zaun und der uns schon bekannten Inschrift versehen. Grabsteinreste sind säuberlich zusammengetragen.

Friedhof Malkendorf

Grabsteinbruchstücke Hersteller H. Herrmann, Zielenzlg

Hier fallen uns besonders Reste von Grableuchten aut. Es steht zu vermuten, dass J. Cieluch letztes Jahr, als wir bereits über die Besuchsmöglichkeiten in Kontakt waren, dies veranlasst hat.

Groß Kirschbaum

Da wir schon nahe ans Ende unseres vereinbarten Zeitfensters angelangt waren und Groß Kirschbaum nur mit gelan-degängigen Fahrzeugen zu erreichen ist, kehrten wir zum Ausgangspunkt zurück, mit der Aussicht beim nächsten Mal auch eine Lösung für den Besuch von Groß Kirschbaum bereit zu haben. Mit einem Großen Dankeschön verabschiedeten wir uns von unseren freundliche „Pfadfindern“ Fähnrich Mariusz Stasilowicz und seinem Fahrer. Abschließend bewirtete uns der Leiter des Johanniterhauses, Jacek Cieluch, ein weiteres Mal, bevor wir voller unerwarteter Eindrücke nach Hause fuhren.

Als Zusammenfassung kann festgestellt werden, dass of-fensichtlich von vielen Seiten eine immense Vorbereitungsarbeit in die Säuberung der Friedhöfe Wandern, Lindow und Malkendorf von Unkraut und in die Zusammentragung und Herrichtung von Grabsteinen gesteckt worden ist.

Hierfür sei an dieser Stelle dem Kommandanten Oberstleutnant (pplk) Przemystaw Mikotajczak, der Oberförsterei Zielenzig (Nadlesnictwo Sulpcin) und Herrn Jacek Cieluch gedankt, der einen Teil seines geplanten Urlaubs geopfert hat.

Der Vorstand ist sehr an weiteren Materialen zum Truppenübungsplatz und insbesondere zu den Orten interessiert. Bitte setzen Sie sich mit der Redaktion des HB in Verbindung.

1) Anmerkung der damaligen Redaktion (Verworner) zum Beitrag von Willi Bohm
2) Bohm, Willi: Lindow, meine Kindheit auf dem Gutshof Erinnerung, Fotos HB 1/2004 S. 15
Lehmann, Hildegard: Lindow, mein Heimatort Erinnerungen HB 2/1998 S. 15
3) Domke, Bernhard: Von Breesen nach Groß Kirschbaum und über Lindow zurück HB 1/2002 S. 4
4) Wald, Gerhard: Nur der Kirchturm überlebte - Die wechselvolle Geschichte des Dorfes Lindow endete 1945 HB 3/2008 S. 33
5) Für den Antrag müssen neben den üblichen Personalien auch die Pkw-Kennzeichen angegeben werden
6) Der heutige Ort Wandern/Wgdrzyn ist nicht identisch mit Wandern bis zum Jahre 1938

Heinz Habermann
Foto: Heinz Habermann









4 March 2016


Erinnerungen einer 76-jahrigen Lagowerin Man vergift die Heimat nicht, wenn man sie, so wie wir, verloren hat!


panorama

Im Januar 1933 wurde ich in Lagow auf dem Rittergut ais viertes Kind geboren. Vater arbeitete zu dieser Zeit dort ais Schmied. Im Laufe der nachsten Jahre kamen noch 6 Geschwister dazu. Spater fing Vater bei Adolf Rieden, Schmied und Brunnenbauer, an zu arbeiten.

Meine Eltern waren sehr heimatverbunden. Ist doch Mutter Emma Gratz, geb. Fender in Lagow geboren, der Vater Robert in Paradies.

Vorubergehend zogen die Eltern oben in die Schule ein, denn sie hatten beschlossen, ein Haus auf der Tiergartenhöhe zu bauen. Ais ich eingeschult wurde, wohnten wir schon dort. Es hatten sich mehrere kinderreiche Familien angesiedelt. An den Tiergartenberg und an den langen Schulweg mussten sich die Beine gewöhnen. Oft kamen wir mit Verspatung in der Schule an. Die Klasse sang schon das Morgenlied. Vor allen Dingen im Winter, machte es doch riesigen Spaß auf den Schulmappen den Berg hinunter zu sausen. Der strenge Lehrer Herr Zesche sagte dann nur: „Naturlich, die Tiergartenhöhe, setzt euch“.

Der Tiergarten war uberhaupt ein schöner Spielplatz. Im Sommer die Schwedenschanzen, im Winter die höchsten Berge zum Rodeln.

Auch die Schützenfeste waren prima. Es gab fur uns Kinder viele Leckereien, Karussell fahren und lustige Spielchen. Der Schutzenplatz am Tschetsch-See war fur die Familie sonntags oft ein schönes Ausflugsziel. Da gab es eine kleine Badestelle. Der Vater badete mit uns gröBeren Kindern, Mutter hutete die Kieinen. Auf der Bank deckte sie einen Kaffeetisch. Es gab im Sommer immer Streusel- und Blaubeerkuchen. Auch den Strand in der Grunower StraBe besuchten wir oft. Doch der Weg war weit.

So lebten wir friedlich und glucklich in einem schönen Ort. Dann kam der 29. Januar 1945, mein 12. Geburtstag. Ich hatte mich so darauf gefreut. Meine groBe Schwester Betty arbeitete bei Dr. Giesecke im Haushalt. Sie war zu dieser Zeit zu Haus. Betty und ich sollten zu Gieseckes gehen, urn etwas Wasche zu holen. Ich hatte furchtbare Angst, denn es bulierte von allen Seiten in der Luft. Frau Giesecke meinte: „Nehmen sie alles mit, was sie brauchen und bleiben sie solange bei ihrer Mutter und den Geschwistern bis es ruhiger geworden ist. Man weiß nicht was alles auf uns zukommf.

Frau Giesecke begleitete ihren Mann viel zu Hausbesuchen. Mutti hatte zu meinem Geburtstag Beriiner gebacken. GroBvater Wilhelm Fender kam zum Kaffee. Es war eine traurige Stimmung, die Frauen weinten nur.

Am 30. Januar dann die Wende. Betty musste zur Biirgermeisterei gehen, die Lebensmittelkarten holen. „Kaufe gleich ein soviel du tragen kannst.“ Sie kam aber nur bis Kaufmann Sommer, denn die Russen hatten schon die Bahnbrucke besetzt. Zur Mittagszeit hatten sie die Tiergartenhöhe erreicht. Mutter lief mit uns zu Frau Baumgard. Da war der Mann noch zu Hause. Die Hausturen mussten offen bleiben. Wir saBen alle angstlich in einem Zimmer. Keiner ging zu Bett. Plötzlich wurde der Himmel ganz rot. Drei Hauser weiter brannte das Haus von Pastor Muller, in dem zwei Schwestern von ihm wohnten. Auch in der Stadt brannte es. Die Burgermeisterei, die Post, das schöne Strandhaus und noch mehrere Hauser. Es war grauenvoll.

Am nachsten Tag mussten wir die Tiergartenhöhe verlassen. Uberall standen Panzer und Militarfahrzeuge. Bei Backer Kathe blieben wir erst einmal. 40 Personen im kieinen Kontor, wir Kinder lagen an der Erde. Russen kamen durch den Laden, zerschlugen mit den Gewehrkolben die schönen Glasvitrinen. Dann sollte Frau Kathe mit. Sie sollte einen Ort zeigen. Sie wollte nicht. Plötzlich hatte Herr Kathe ein Rasiermesser bei der Hand und schnitt den Frauen und sich die Pulsadern auf. Alle schrieen, liefen auf die StraBe, denn das Blut spritzte nur so durch den Raum. Das Ehepaar kampfte bis zum nachsten Tag mit dem Tod. Die Tochter uberlebte. Sie hat mit uns am 24. Juni die Heimat verlassen.

Wir sind in den Kindergarten gegangen, stellten Liegen auf, damit die Kinder zur Ruhe kamen. Am 1. Februar wurden die paar Manner abgeholt, auch der Vater meiner Freundin. Es ist wohl niemand wiedergekommen.

Nun begann eine schlimme Zeit. Frauen und Madchen wurden mitgeschleppt und vergewaltigt. Auch meine große Schwester Betty. Sie weinte sehr und sagte: „Mit deutschen Soldaten durfte ich nicht gehen. Es hieB immer, du bist noch zu jung. Ware ich nur bei Frau Giesecke geblieben." Es hatte sich herumgesprochen, was in diesem Haus alles geschehen ist. Dann ging die Oualerei weiter, Tag fur Tag, Nacht fur Nacht.

Eines Tages fassten sich einige altere Frauen ein Herz. Sie gingen los, um zu sehen, was in den Hausern auf der Tiergartenhöhe los ist. Sie kamen zuruck und sagten uns, dass es dort leer und ruhig ist. Wir gingen zuruck in unsere Hauser. Nachts schliefen wir aus Angst bei Göttels. Nachts waren sie wieder da, die Peiniger. Sie holten sich, was sie brauchten und nahmen uns die letzten Lebensmittel weg. Nach einigen Wochen zogen wir wieder zu Frau Baumgard. Die Angst blieb. Die Frauen hatten immer noch zu leiden.

Der Februar ging schon zu Ende, da zogen die größeren Jungen mit dem Handwagen durch den Wald, ubern Acker und holten von der Miihle „Blume“ einen Sack Mehl. So schickte die Mutti den 14-jahrigen Bernhard zu Cluth's. Dort wohnt ein Apotheker, der Trockenhefe hatte. „Bitte doch um ein paar Tuten, dann können wir etwas backen.“ Die groBe Kinderschar hatte groBen Hunger. Wir warteten die ganze Nacht, der Jungę war verschwunden. Am nachsten Tag erzahlten uns Nachbarn: „Da fuhr eine Kutsche mit Russen vor. Er musste aufsteigen und es ging nach Petersdorf. Dort mussten die Jungen Pferde nach Topper treiben. Sie wurden in Waggons geladen und es ging nach Sibirien.

Wir lebten weiter in Angsten, aber es kam noch schlimmer. Eines Tages im Marz stand Dr. Giesecke mit einigen Russen und ein paar Madchen vor der Tur. Ihm liefen Tranen uber die Wangen. „Frau Gratz es tut mir leid.“ Er hatte eine Listę mit Namen von den Madchen, die mit 18 Jahren in die Partei ein- treten mussten. „Es nutzt nichts, die kommen morgen wieder, bis sie alle haben.“ Bei Dr. Krelle wurden die Madchen eingesperrt und von der GPU verhört bis sie eingeladen und nach Schwiebus abtransportiert wurden. Von dort ging es weiter nach RuBland. Mutter weinte sehr, schon das zweite Kind verschleppt. Nimmt das Elend denn gar kein Ende?

Die Schwangerschaft machte ihr viel zu schaffen. Am 10. April 1945 kam es zu einer Fruhgeburt. Frau Baumgard schickte Ulla (13 Jahre) und mich zur Lagower Siedlung. Dort ist eine Krankenschwester aus Topper zugezogen. Wir fanden sie nicht. „Geht in die Oberforsterei. Da ist Dr. Giesecke bei seinen Kranken. Bittet ihn doch Mutter zu helfen.“ Es war hochste Zeit. Wir Kinder wurden zu Nachbarn geschickt. Nun kampfte der Doktor mit Frau Baumgard um Mutter und Kind. Mit Erfolg, die Mutter blieb uns erhalten, doch der kleine Peter starb nach 14 Tagen. Die Jungen nagelten eine Kiste zusammen. Drei Erwachsene brachten den kleinen Sarg heimlich zum Friedhof.

Es wurde mit der Zeit etwas ruhiger. An der Brucke in Frankfurt wurde tuchtig gebaut. Wir zogen wieder in unser Haus. Wir halfen Mutti den Garten zu bestellen, in der Hoffnung in der Heimat bleiben zu können. Mutter machte sich viele Sorgen um die zwei verschleppten Kinder. Sind sie noch am Leben? Immer wieder hieB es, wir miissen uber die Oder.

Es war am 24. Juni 1945, wir lagen noch in den Betten, da kamen zwei Polen und sagten wir mussen raus. In aller Eile wurden die Kinder angezogen. Jedes Schulkind bekam seinen Schulranzen mit etwas Wasche auf den Rucken, Mutter nahm ihren Rucksack auf den Rucken, auf dem Arm die fast 5-jahrige Gisela, am Rockzipfel Renate, die gerade einge- schult war. Hinter ihr waren der 9-jahrige Siegfried und der 10-jahrige Helmut. Ulla (13 Jahre) und ich (12 Jahre) trugen den 3-jahrigen Bruder abwechselnd 100 Meter. Mutter jam- merte: „Wenn doch die beiden GroBen bei uns waren". Mutter weinte sehr; „Wir sehen unser Hauschen und die Heimat nie wieder". In der Petersdorfer StraBe wurde ein Treck zusammengestellt, los ging es. In der Spiegelberger StraBe ging ein heftiger Platzregen nieder. Unsere 2 Kleider, iibereinan- dergezogen, waren total durchnasst. Wir froren erbarmlich. Abends erreichten wir Koritten. In einem leerstehenden Haus ubernachteten wir. Die Frauen machten Feuer, kochten Pellkartoffeln, damit wir etwas Warmes in den Leib bekamen. Fiinf Polen begleiteten uns bis zur Oder in Frankfurt.

Zwei Tage spater fiel der 86-jahrige GroBvater mit einem Schlaganfall auf die Straße. Ein Leiterwagen begleitete den Treck. Da lagen die Kranken wie die Heringe nebeneinander. Großvater kam dazu. Ais wir dann Frankfurt erreichten, wurde Stroh an die Brucke gelegt und die Kranken darauf ge- setzt. Die Polen hatten ihre Pflicht getan und fuhren zuruck. Was sollte aus uns werden. Meine Tante Anna ging uber die Brucke und lieh sich in Frankfurt eine Karre aus. Damit schob sie den GroBvater in ein Pflegeheim. „Wenn ich eine Unter- kunft finde, hole ich Dich sofort ab.“ Nach 14 Tagen war er schon verstorben.

Wir ubernachteten in Frankfurt. Am nachsten Morgen ging es weiter. Der Treck war nur noch halb so lang. Viele haben bei Verwandten und Bekannten Unterkunft gefunden.

Nun ging es weiter bei großer Hitze, ohne Fruhstuck. War am Straßenrand ein Busch Sauerampfer zu sehen, sturzten 10 Kinder drauf zu. Jeder wollte ein paar Blatter erhaschen. Die Mutter sagten, ihr miisst, wenn wir einen Ort durchwandern, an die Turen klopfen und um ein Stuck Brot bitten. Oft klapp- te es nicht. Auch um Aufnahme wurde gebeten. Kein Platz, leider, ihr musst weiter. So ging es weiter, am Tage 20 Kilometer, ubernachtet wurde in leerstehenden Hausern, Scheunen, auch oft unter freiem Himmel. Der Treck wurde immer kurzer. Eines Morgens stand Frau Trager mit ihren 3 Kindern und Mutter mit 7 Kindern allein auf der Straße. Die Frauen fielen sich in die Arme, schworen sich zusammen zu bleiben. Wir waren nun 12 Personen, wanderten weiter.

Ein trauriger Tag. Wir Kinder jammerten: „Mutti, wir haben Hunger und laufen können wir auch nicht mehr". Mutter war selbst am Ende. „Seid still, ich habe nichts zu essen. Ich bindę euch alle an eine Leine und wir gehen gemeinsam in den nachsten See." Alle waren still geworden, man hörte nur leises schluchzen. Ais ein See in Sicht war, haben wir nur mit traurigen Augen geguckt. Was macht sie nun, nichts geschah. Ais wir spater erwachsen waren, hat Mutter mit uns daruber gesprochen: „Die traurigen Augen vergesse ich nicht, die haben mir das Herz zerrissen. Lieber hattet ihr alle vor Hunger schreien sollen."

Dann haben wir Neubrandenburg in Mecklenburg erreicht. Da waren alle am Ende. Wir suchten uns einen Platz. Es war eine Tribune vom Sportverein. Da lagerten wir 14 Tage, gingen nur betteln, keine Waschgelegenheit, nie gab es frische Wasche. Eines Tages kamen ein paar Frauen vom Roten Kreuz, boten uns ihre Hilfe an. Sie brachten uns zum Bahn- hof und wir fuhren nach Gustrow. Von dort ging es in ein Dorf nahe der Stadt. Geschlafen haben wir in Scheunen, nur im Stroh ohne Decken. Es war schlimm. Wir bekamen alle Lau- se, aber wir hatten ein Dach uber dem Kopf und bekamen am Tag eine warme Suppe. Drei Wochen hausten wir dort. Dann hieB es, ihr Brandenburger kommt nach Langhagen. Wieder zwei Tage laufen. Dann endlich eine Baracke, wo Gefangene gewohnt hatten. Wir bekamen mit 12 Personen ein Zimmer, Doppelstockbetten mit Stroh, ein paar Decken. Der Burgermeister verordnete pro Person ein halbes Brot in der Woche. Kartoffeln und Steckruben holten wir uns vom Acker. Dann legte sich mein 9-jahriger Bruder Siegfried nie- der. Nach einem Monat starb er an Typhus. Auch von der Familie Trager starb der 17-jahrige Alfred. Sie hatten beide aus den Scheunen den Typhus-Bazillus mitgenommen.

Bald trafen einige Briefe von Nachbarn und Freunden ein. Im ganzen Land sind Lagower verstreut. In einem Brief stand ein Lied von der Fleimat. Ich singe es heute noch gem.

Nach meiner Heimat zieht’s mich wieder Es ist die alte Heimat noch, dieselbe Lust, dieselben frohen Lieder und alles war ganz anders noch.Die Wellen rauschen wie einst vor Jahren Im Walde sprang wie einst das Reh.

Von Ferne hört ich Heimatglocken rauschen, wie weh, wie weh mir’s da erging. Mir ist ais rief es aus der Ferne flieh, flieh und kehr nie mehr zuruck.

Die du geliebt und die du hattest gerne, sie sind nicht mehr, vorbei das Gliick.

Das war eine Freude. Es gab viele Neuigkeiten. Nacheinan der kehrten nach drei Jahren die verschleppten Geschwister aus der Gefangenschaft zuruck, zuletzt der Vater. Er bekam gleich Arbeit bei der Gemeinde. Mutter freute sich, doch ihr Herzleiden wurde immer schlimmer. Wenn ich sie besucht habe, hat sie nur von Lagow erzahlt, der Heimat und von un- serem Hauschen.

Meine Tante, die Schwester von Mutter hatte Unterkunft in Berlin bekommen. Sie schrieb, kommt doch nach Berlin. Hier findet jedes Jahr ein Heimattreffen statt. So fuhren meine Eltern einige Jahre, bis 1961 die Mauer gebaut wurde, auch zu den Heimattreffen. Was gab es Gesprachsstoff, wenn sie sich alle getroffen haben. Ihr musst in Zukunft auch mitkommen.

1969 haben wir Mutter in fremder Erde fern der Heimat, die sie so geliebt hat, begraben mussen.

1954 heiratete ich meinen Mann, der auch Ausgewiesener aus Bratislava ist. Ich wurde Mutter von 4 Kindern. Wenn die Kinder so ein hartes Schicksal treffen wiirde, nicht auszudenken.

Ich pflegte regen Briefverkehr mit meiner Freundin Christa. Ihre Mutter wohnte schon im Westen. Es muss Anfang der 70-iger Jahre gewesen sein, bekam ich oft einen Heimatbrief zu lesen. Wie gem hatte ich ihn bestellt, aber bei uns durfte so etwas gar nicht gelesen werden. Eines Tages traf eine Ansichtskarte und ein Foto von meinem Elternhaus ein. Die Ansicht vom Strandhaus, der Lagower-See, im Hintergrund die Jugendherberge, die Tiergartenhöhe. So schrieb meine Bekannte Eva Thiele, geb. Trager, sie hatten Langhagen verlassen, sind in die Nahe von Beeskow gezogen.

Mein Mann hat mit mir eine Motorradfahrt nach Lagow unternommen. „Sicher freust du dich daruber." Ich war geruhrt, unsere liebe Heimat, es gibt sie wirklich noch.

Ais 1989 die Mauer fiel, wurde alles anders. Wir gehorten nun zur Bundesrepublik. Im Juni 1990 fuhr ich mit zwei Schwe- stern das erste Mai zum Heimattreffen. Es war ein groBes freudiges Ereignis. Viele Tranen liefen, die Totenehrung, ais das Heimatlied „Markische Heide“ gesungen wurde. Nun gehorten wir dazu, konnten endlich den Heimatbrief bestellen.

Dann schrieb Frau Zajonzek, wollen wir gemeinsam nach Lagow fahren? Gesagt, getan. An der Autobahn Michendorf bei Potsdam trafen wir uns. Aus allen Himmelsrichtungen kamen meine Geschwister, auch von der Familie Zajonzek. Eine riesige Freude nach so vielen Jahren die alte Heimat wieder zu sehen. In der Pension „Daga" fanden wir alle eine Unterkunft. Frau Zajonzek sagte: „Ich bin fur euch alle jetzt Mutter Zajonzek". Sie fuhrte uns uberall hin. Der erste Weg war zur Tiergartenhöhe. Vor Freude haben wir geweint, dass an den Hausern alles so schon in Ordnung war. Ach war es schon durch vertraute StraBen zu gehen. Der Turm wurde bestiegen, man konnte es kaum glau- ben, wir waren zu Hause. Viele Kilometer sind wir singend durch die Walder

Nachts konnte ich vor Aufregung nicht schlafen. Oft wurde die Fahrt wiederholt. Zum 8. Juni 1994 wurde nach 50 Jahren zum Schultreffen eingeladen. Im Rittersaal in der Burg, haben wir auf Stuhlen gesessen, die mir so bekannt waren. Eine riesige Freude, Tranen, Umarmungen, das Erzahlen nahm kein Ende.

Am 15. 04.1995 feierten wir Bruder Helmuts 60. Geburtstag. Die Wirtsleute in der Pension „Daga" haben eine schöne Feier vorbereitet. Alle Geschwister und auch die Familie Zajonzek sind gekommen. Ein unvergesslich schöner Tag.

Im Oktober 2004 war ich das letzte Mai zu Hause. Meine Toch- ter und ihr Partner sind mit uns dort hin gefahren. Ich war stolz, meine Heimat zeigen zu können. Den Ostwall unweit von Lagow suchten die Kinder ohne uns Alten auf. Sie fanden gleich Gelegenheit mit in den Tunnel zu fahren. Ein erlebnisreicher Tag. „Ich glaube dir Mutti, dass du oft Heimweh hast. Die Perle Lagow und die ganze Neumark."

Ich war sehr erschiittert, ais ich im Heimatbrief 3/2007 las, unter welchen Umstanden unser Dr. Karl Giesecke die Hei- mat verlassen musste. Er war doch immer fur die Kranken da. Gefreut habe ich mich, ais urn eine Spende fur die Orgel un- serer Kirche gebeten wurde. Es ist doch eine Verbundenheit mit der geliebten Heimat. Das Foto vom Taufbecken im letz- ten Heimatbrief war wieder eine Erinnerung. Wurden doch von 10 Kindern 9 in dieser Kirche getauft.

Schade, dass es die Gesundheit nicht mehr zulasst, die unvergessene Heimat aufzusuchen. Doch die Erinnerungen kann uns keiner nehmen.

Ich habe drei Enkeltochter, die ausgelernt haben. Keine hat Arbeit. Sie mussten nach Hamburg oder nach Bayern gehen. Jede möchte in der Heimat bleiben. Ich verstehe die Kinder. Man vergisst die Heimat nicht, wenn man sie, so wie wir, verloren hat.


Hildegarda Fröhmel

Veröffentlicht in OHB 2/2009






27 Februar 2016


Haus Brandenburg

Parkallee 14

15517 Fürstenwalde


Wir sind eine unabhängige, private Zeitschrift, die nach Materialien sucht und beschreibt das alte Lagow bis an das Jahr 1945, aber auch die späteren Jahre bis zur Gegenwart, wobei auch die regionalen Themen eingebunden sind. Die Schrift wird seit 2009 in Papierform als Vierteljahresschrift „Klimaty Łagowskie“ herausgegeben, und seit Juni 2015 ist sie als Internetseite unter adres:_www.klimatylagowskie.pl erreichbar.

Wir befinden uns stets auf der Suche von Materialien, arbeiten zusammen mit den ehemaligen Bewohnern von Lagow, die ein Mal im Jahre in ihre Heimat, die sie von der Kindzeit im Gedächtnis behalten haben, zu Besuch kommen. Wir treffen uns mit ihnen im Gemeindeamt, gemeinsam mit Herrn Bürgermeister, aber auch privat als deutsch-polnische Arbeitsgruppe; aus der deutschen Seite besonders tätig sind H. Sommer, Christa Weidlich geb. Zajonzek, Annita Zajonzek-Müller, aber auch andere. In Lagow besteht auch eine Gedenkstube, wo alte Fotos, Erinnerungen, Beschreibungen, Broschüre, Bücher, Bilder u.s.w. gesammelt werden.

Weil wir die Themen konkreter vorstellen wollen, brauchen wir bessere Informationen; vielleicht befinden sich solche in Ihren Sammlungen? Wir hoffen von Ihnen Antwort auf unten aufgelistete Fragen zu bekommen, aber gleichzeitig fragen wir höflich, ob wir noch weitere Fragen stellen dürfen ?

  1. In Lagow besteht in der damaligen Ringstr. ein Pastorhaus/ Kinderhaus. Der letzte Pastor Fr. Müller, als er dann schon Emeritenrentner war, wohnte später bis zu seinem Tode im Jahre 1934 an der Tiergartenhöhe. Ist Ihnen das Baujahr des Hauses vielleicht bekannt? Es wird das Jahr 1842 erwähnt, ähnlich wie in Spiegelberg. Die beiden Häuser befinden sich jetzt im Privatbesitz und sind in gutem Zustand.

  2. Das Schusterhaus (Fachwerkhaus) am Ring, seitens der Burgmauer, beinhaltet jetzt die Gedenkstube und ein touristisches Informationszentrum. Wann wurden die Häuser am Fuße der Burg gebaut, aber auch die im Park und an dem Märkischen Tor ?

  3. Das Kurhaus und die touristische Information von Dr. Alhefeld bis 1945 in der Johanniterstr.(in der Nähe des Denkmales und der Turnhalle). Wie haben die Institutionen funktioniert seit 1932 ? Seit wann besteht das Objekt, wann wurde es errichtet ?

  4. Die Geschichte des Herrenturnvereins e.V., der Turnhalle, des ersten Strands im Jahre 1920, alle anderen Informationen betr. der Badeanstalt der Turner. Wir haben hier keine Informationen, wie leistungsfähig die Tätigkeit war, was für Wettbewerbe, Ergebnisse im Land Brandenburg, Namen u.s.w.

  5. Angeblich war in Lagow in dem Fußweg eine Kinderklinik, oder was ähnliches, vom Dr. Krelle geführt. In diesem Haus sollten hier die Russen in den Monaten Februar bis Mai 1945 ihr Büro der GRU – NKWD haben, in dem sie die SS-Männer, oder diejenigen, die mit der NSDAP verbunden waren, oder die der Wehrmacht Angehörigen, verfolgt haben. Hier haben wir auch Null Wissen.

  6. Wem gehörten die Gebiete Simonshöhe, Pottaschehütte in der Nähe der Buchmühle und des Buchwaldes? Jetzt ist es auf der Landkarte Petersdorf. Seit wann ist mit den guten Wirtschaftszeiten vorbei ?

  7. Waren das Vorwerk und die Kolonie Kalkofen unter der Verwaltung der Gemeinde Sternberg oder Lagow ? Seit wann bestanden sie an dem See Malz (Malzsee)? Das touristisch schon erschließende Gegend mit Gastronomie und Pensionaten – waren das private (z.B. Herr Gerlach) oder kommunale Gebiete ?

  8. Es interessiert uns, wie alltäglich die Grunower Mühle genutzt wurde ? Wann wurde sie gebaut ? Vielleicht sind Fotos des Besitzers erhalten ? Was weiß man über die Mühltechnik, von dem dort bestehenden Gasthof, wie waren die anliegenden Gebiete genutzt ?

  9. In Grunow, in der Nähe vom Bahnhof, funktionierte ein Betrieb (wahrscheinlich privater), der Rohspiritus für industrielle Zwecke produzierte. Wie war es? In Polen wurden dort bis in die 80.Jahren Obstweine hergestellt; das Obst wurde von großen Obstgarten und individuellen Bauern erworben. Jetzt stehen die Gebäude außer Betrieb, obwohl sie sich in privaten Händen befinden.

  10. Seit 2009 sucht Redaktion der Zeitschrift „Klimaty Łagowskie“ nach Fotos vom Bahnhof in Lagow, der im Februar 1945 verbrannt worden ist.

Alle obigen Fragen möchte ich in der Zeitschrift „KŁ“ (im Internet) auf deutsch veröffentlichen. Gerne möchte ich auf all diese Fragen (ich habe noch weitere!) neue, wertvolle Informationen bekommen, weil sich die Zahl der Personen, die damalige Zeiten erlebt haben, dramatisch verringert.

Die Fragen und dieser Text, den ich an Sie schreibe, hätte ich gerne an die Beamten der Gemeindeamt in Lagow gestellt haben, oder an das Personal der Gedenkstube; leider diese Leute haben über die Zeiten bis 1945 fast nichts zu sagen: sie waren doch nicht hier…

Deswegen hoffe ich, dass Sie im Fürstenwalde vielleicht auch Spaß dabei finden, uns Materialien zu schicken, die wir hier in Polen dann veröffentlichen werden: über die vorbeigegangenen Zeiten, über den damaligen Alltag, die gepflegten Sitten, wie sie entstanden sind. Es gibt bei uns bestimmte Kreise, die ihr Wissen über die Gegend, die sie jetzt bewohnen, möglichst vollständig erweitern möchten. Für solche Leute wollen wir das tun.


Mit freundlichen Grüßen


Ryszard Bryl






29 Januar 2016


Jubiläen / Geburtstage / Przyjaciel Łagowa ukończył 85 lat


Helmut Sommer – ur. 27.06.1930 w Łagowie i tam zamieszkały do 1945 roku przy ul. Johaniiterstasse 9 (dom z kioskiem Ruch prowadzony przez p. Jóźwiakowską). Do 1945 roku to sklep spożywczy rodziców Gustawa i Emmy Sommer. W Łagowie ukończył szkołę podstawową w latach 1936 – 40, szkołę średnią im. Waltera Flexa w Międzyrzeczu Wlkp. 1940-1945. Jako piętnastolatek w 1945 już wciągany do służby pomocniczej przy armii niemieckiej. Dalej kształci się za Odrą, otrzymuje dyplom technika budowlanego. Odbywa studia w zakresie pedagogiki zawodowej, historii sztuki i sportu. Pracuje zawodowo jako nauczyciel w gimnazjum i wychowawca w internacie, działacz klubu sportowego i związków zawodowych w Berlinie. W stanie spoczynku zawodowego od 1992. Posiada czworo dorosłych dzieci, wnuki. Ma siostrę, Elfiriedę, 2x żonaty. Tęsknił do miejsca urodzenia i uroków dzieciństwa w Lagow. Do Łagowa powojennego odbył pierwszą wycieczkę w 1992 roku rozpoznając dziecięce miejsca zabaw i przygód.

Jest od zawsze przyjacielem Łagowa, odwiedza go corocznie, tworzy i współdziała w grupie roboczej dawnych i obecnych łagowian.

Z jego udziałem tworzono składki w EUR na odnowienie i remont organów w kościele p.w. Jana Chrzciciela, upamiętnienie tablicą pamiątkową noblisty G. Domagk’a, oznaczenia kamieniem pamięci starego cmentarza poniemieckiego i in. Dążył do gromadzenia i utrwalania pamięci dawnych Lagowian oraz otwarcia Izby Pamięci w latach dziewięćdziesiątych XX wieku i od 2010 obecnie otwartej, wzbogaca Izbę Pamięci o archiwalia z przeszłości.

Zdjęcia przedstawiają H. Sommera w Łagowie ostatnich lat 2010 - 2014
Czytaj „KŁ” Nr 2/6/2010 str. 29-32 j.pol.
„Pierwsze odwiedziny w mojej starej ojczyźnie” 26-29 j. niem.

Opracował i zdjęcia: Ryszard Bryl
1 zdj. z OHB 2/2015




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