Klimaty Łagowskie (Deutsch)
20 November 2015
Der Buchwald - ein Naturschütz und Erholungsgebiet
Verläßt der Wanderer die Kreisstadt des Kreises Oststernberg, Zielenzig, Richtung Osten, so kommt er im Stadtwald am Taubenberg vorüber und bald liegt links von der Straße der Bür-gersee, das vielbesuchte Badeeldorado der Zielenziger.
Weiter geht’s bergauf, bergab zwischen Wäldern, Wiesen und Feldern bis nach Schermeisel, wo sich die Eisenbahn Reppen- Meseritz mit der Straße kreuzt. Hier im Osten des Kreises berührt die Straße Richtung Tempel den Rand eines rund 20 Quadratkilometer großen Waldstückes, des Buchwalds. In dieser Hügellandschaft wachsen vorwiegend prächtige Buchen und Eichen, aber auch verschiedene Nadelhölzer.
Die Perlen des Buchwaldes sind der Große und der Kleine Bechensee sowie der langgezogene Tschetschsee, an dessen südlicher Zunge 1285 die Johanniter-Burg von Lagow erbaut wurde. Vor dem 2. Weltkrieg war Lagow ein gern besuchter Luftkurort. Auch heute zieht Lagow wieder Touristen, vor allem aus Deutschland, an, auch viele Landsleute, die 1945 von hier vertrieben wurden.
Am östlichen Ufer des Kleinen Bechensees erhebt sich der Inselberg, im Volksmund ,Buchwaldberg' genannt, 211 m über NN, Ein Rundblick vom Berg zeigt die Gegend in ihrer zauberhaften Vielfalt.
Der Buchwald wurde im Norden von den Feldmarken von Schermeisel und Grochow, im Osten von denen von Tempel, Langenpfuhl und Schönow, im Süden von Neulagow und Lagow und im Westen von Petersdorf und Großkrischbaum begrenzt. Die Bewohner des letztgenannten Dorfes wurden in der zweiten flölfte der dreißiger Jahre wegen des Baues des Truppenübungsplatzes Wandern umgesiedelt, zu dem Unbefugte keinen Zutritt mehr hatten. Nach dem Krieg wurde der Truppenübungsplatz von den Polen nach Osten und Süden ver-größert.
Vor dem letzten Krieg wanderten ganze Schulklassen der Zehn- bis Vierzehnjährigen aus den umliegenden Ortschaften zum Baden an den Bechensee. Das Wasser war glasklar, und man konnte metertief den Grund sehen. Das hat sich zum Glück nicht geändert, und Landsleute, die ihre Heimat besuchen, nuL zen auch heute den Großen Bechensee zum Baden. Ich kann mich noch gut an Wanderungen zum Buchwaldberg mit Lehrer Karl Roy erinnern, der uns unvergeßlichen Naturkundeunterricht in freier Natur erteilte.
Alle Jahreszeiten waren im Buchwald reizvoll. Das erste zarte Grün im Frühling fand seinen farblichen Gegensatz an den blaugrünen glatten Buchenstämmen. Wildwachsende Sträu- cher zeigten mit ihren aufbrechenden Blatt- und Blütenknospen den nahenden Frühling an, und unter den Baumkronen herrschte feuchte Kühle. Im Sommer zwängten sich die Sonnenstrahlen durch dichte Blätterdächer. Die am Himmel segelnden Wolken warfen Schatten auf die Baumwipfel und spiegelten sich in den Gewässern. Die unendliche Ruhe aber war das größte Erlebnis.
Leichte und zuweilen heftige Windböen zerrten im Herbst die Blätter von den Bäumen und wirbelten sie durch die Gegend. Im ganzen Sternberger Land und natürlich auch im Buchwald gab es im Winter viel Schnee. Die Waldwege wurden unpassierbar. Die ersten Spuren im Schnee stammten vom Wild und ließen jetzt erst so richtig die Vielfalt der Wildarten erkennen. Da gab es Hirsche, Schwarzwild, Rehe, Hasen, Füchse, Dachse und Marder. Von Förstern und Jägern konnte man lernen, die Fährten und Spuren zu unterscheiden.
Auch die Vogelwelt war sehr artenreich. An den Vogelstimmen im Frühling ließen sich viele Singvögel, Tauben, Waldkäuze, der Pirol und Kuckuck unterscheiden. Die Raubvögel zogen über Bäumen und Feldern ihre Kreise, Spechte hämmerten an abgestorbenen Stämmen, und Eichelhäher lärmten bei jeder Störung.
Im Wald gab es viele Wildfrüchte. Das Blaubeerenpflücken war ein mühsames Geschäft, aber man bekam Übung. Je trockener und sauberer, d.h. ohne Blätter, die Blaubeeren in den Gefäßen aussahen, desto besser fielen die erzielten Preise aus. Ein Sammelschein vom zuständigen Forstamt tat gute Dienste, wenn der Förster die Pflücker kontrollierte. Walderdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Preiselbeeren waren auch nicht zu verachten, aber man mußte wissen, wo die wachsen! Das Pilzesammeln trug zur Bereicherung des heimischen Speisezettels bei, und in guten Pilzjahren brachten wir die Pilze auch zum Händler.
Auf dem Wanderweg vom Forsthaus zum Ausflugslokal am Großen Bechensee gab es einige Gedenksteine. So erinnerte der Markgrafenstein an den Markgrafen Hans von Küstrin (1513 - 1571), der hier oft zur Jagd weilte. Er erfreute sich großer Beliebtheit und soll gerecht gegen jedermann gewesen sein. Ein anderer Gedenkstein erinnert an den großen Erfolg des U-Bootkapitäns aus dem ersten Weltkrieg, Otto Weddigen, dem es 1914 mit seiner Besatzung gelang, drei englische Kreuzer innerhalb von zwei Stunden zu versenken.
Betrat man bei Fitzkes Vorwerk auf der alten Heer- und Handelsstraße den Buchwald und benutzte hinter der Gemarkungs grenze von Tempel einen Waldweg rechter Hand, so traf man auf einen Findling, der auf der Karte als Naturdenkmal (ND) eingezeichnet ist. Den volkstümlichen Namen habe ich leider vergessen.
Auf dem Waldweg von der Försterei Langenpfuhl nach Neulagow steht noch heute an einer Weggabelung die Luisenlinde. Sie erinnert an die Königin Luise von Preußen (f 1810), über die es im Volk viele Erzählungen gab, die ihre schlichte Schön Die bereits genannte alte Heer- und Handelsstraße nach Posen, auch Polackenstraße ge: nannt, ist die älteste Straße, die den nördlichen Teil des Buchwaldes durchquert. Sie führte von Frankfurt/Oder an Reppen vorbei, zwischen Ostrow und Tauerzig durch, an Wandern vorbei, streifte die Försterei Bechensee und lief durch das Südende von Tempel in Richtung Kurziger Mühle nach Meseritz (s. Artikel P. Wolf, Oststernberger HB 1/91, S. 15). In Erzählungen aus der Franzosenzeit spielt diese Straße immer wieder eine Rolle.
In der 'Geschichte des Dorfes Tempel' schrieb unser Lehrer Hermann Liebich (f 1971) vom 'Franzosenwinkel' im Buchwald. Auch in den, Sagen und Geschichten aus dem Sternberger Land' von R. Pankow kann man die Geschichte von der vergrabenen Kriegskasse und den getöteten und im Franzo-senwinkel verscharrten Franzosen nachlesen.
Das gesamte Gebiet des Buchwaldes und die Forsten südöstlich von Lagow wurden vom Forstamt Lagow verwaltet. Direkt im Buchwald waren die Förstereien Bechensee, Langenpfuhl und Buchspring für die Pflege und Bewirtschaftung des Waldgebietes unter Oberförster Hauck zuständig. Für die Wälder südlich von Lagow waren die Förstereien Grunow und Dikte sowie Koritten und Teufelsvorwerk verantwortlich. Die Förster waren hervorragende Fachleute, die meist ihr Leben lang in den Forstrevieren arbeiteten und von zuverlässigen Waldarbeitern unterstützt wurden.
Ende der 20er Jahre regte Oberförster von Winterfeldt vorn Forstamt Lagow an, die Erinnerung an langjährige treue Forstbeamte wachzuhalten. So wurde z.B. ein Waldweg Schuppke- Weg genannt. Das Grab von Förster Schuppke ist noch heute auf dem Lagower Friedhof zu finden. An Vater Oblasser, der bis 1932 das Revier der Försterei Langenpfuhl betreute, erin nert auch heute noch ein großer Findling, der Oblasser Stein.
Pfingstausflug zum Bechenschmidt, 1928: Kniend links Lehrer Hermann Liebich, auf ihm sitzend Frau Liebich, dauor die Töchter, in der Mitte liegend Schulleiter Bülow, dahinter seine Frau und Tochter, rechts liegend Vater Heinrich mit Sohn Helmut auf dem Rücken, dahinter Mutter Heinrich
Auf der Anhöhe einer Halbinsel zwischen Großem und Kleinem Bechensee gab es das Ausflugslokal Schmidt, im Volksmund auch 'Bechenschmidt' genannt. Auf Wald- und Wanderwegen war es von Schermeisel, Tempel, Langenpfuhl und Lagow erreichbar. Von hier hatte man eine wundervolle Aussicht auf die beiden Seen. Es war meist so ruhig dort, daß man vom Wasser her das Plätschern springender Fische hören konnte. Im Halbkreis um das Lokal lag ein Gastgarten, der vom Laub der Buchen wie von einem Sonnenschirm überschattet wurde. Der Bechenschmidt reichte seinen Gästen nicht nur Bier und Erfrischungsgetränke, nein, es gab nach Art des Hauses zubereiteten Aal, gekocht, gebraten oder geräuchert, und andere Fischspezialitäten.
Ein Ausflug zum Bechenschmidt war Pfingsttradition, die man sich gern etwas kosten ließ. Auch die Lehrer von Tempel gönnten sich einen Ausflug zum Bechenschmidt mit einem vom Bauerngut Fitzke geliehenen Jagdkutschwagen, der von Pferden meines Vaters gezogen wurde. Ganze Vereine, Sport- und Wandergemeinschaften kamen zum Bechenschmidt. Frauen der evangelischen Frauenhilfe fuhren auf einem mit Birkengrün geschmückten Leiterwagen, der von Vater Bendach gelenkt wurde, in das Ausflugslokal, oft unter den Klängen eines Akkordeons.
In den Jahren 1935/36 wurden vom Arbeitsdienst an den natürlichen Abflüssen der beiden Bechenseen Schleusen gebaut. Die sollten im Falle von Kriegshandlungen geöffnet werden, um die Gebiete der Klein- und Großmühlen und anschließenden Wiesen und Wälder unter Wasser zu setzen als Hindernis für feindliche Truppen. Aber 1945 wurden die Schleusen nicht geöffnet. Diese Anlagen gibt es jetzt nicht mehr, sie wurden zugeschüttet. Polnische Schilder verbieten al-lerdings noch das Betreten des Geländes.
Oblasser Stein, 1995
Helmut Heinrich
OHB 1/1996
15 Oktober 2015
Neue grosse initiativen/Absichten, polnische-deutche kooperation
21 November 2015
Schlösser und Gärten der Neumark
29 August 2015
Der Gedenkstein auf dem alten Friedhof in Lagow
Auf dem alten Friedhof am Falkenberg in Lagow, wo seit 1945 keine Bestattungen mehr gemacht werden, trafen sich am heiteren, warmen Maitag , dem 22.05.2011 die früheren Bewohner von Lagow und die jetzigen Lagower. Ziel des Treffens war einen Gedenkstein mit deutschen und polnischen Inschriften: „Friede den Toten, Friede den Lebenden“ zu enthüllen.
Jedes Jahr, wenigstens einmal im Jahr, kommen organisiert nach Lagow ehemalige Bewohner des Ortes und der Umgebung, die im Jahr 1945 noch Kinder oder Jugendliche waren, und heute schon im hohen Alter sind. Immer mit großer Leidenschaft und sehr engagiert kommen sie hierher und schauen sich die Gegend und Häuser ihrer Kindheit, die Natur und das Johanniterschloss an. Unte4kunft finden sie meistens in der Erholungsstätte „Leśnik“. Im Gespräch erwähnen sie gerne, dass diese Ausflüge, wo sie einige Tage beisammen sein können, denn sie sind in ganzem Deutschland zerstreut, ist für sie, die ehemaligen Bewohner der Kreisen Sternberg und Zielenzig, ein alljährliches, großes Erlebnis.
Es sind schon X solche Treffen vorbei, worüber „Klimaty Łagowskie“ berichtet haben; so wissen wir , dass „Jugend“ aus Lagow die Renovierung der Orgel in der Kirche des Johannes des Täufers unterstützt hat. Das Pfarramt befand sich damals in den Händen des Priesters Norbert Nowak.
Auf der Internetseite www.klimatylagowskie.pl sind Fotos von der Enthüllung des Gedenksteines zu errichten. In der Zeremonie nahmen teil: Gäste aus Deutschland, heutige Lagower, die Schüler der Komplexschule mit Direktor Dariusz Rutkowski, der Bürgermeister zu Lagow Herr A Oleszkiewicz, die Mitarbeiter des Amtes für Promotion, der pensionierte, vieljährige Pfarrer in Lagow Priester Norbert Nowak, der aus Schlesien gekommen war, der jetzige Pfarrer Priester Proffessor Dr. Andrzej Oczachowski, der Stellvertreter de Oberförsters in Schwibus Herr Jarosław Guzowski, der Pastor Hans Dieter Winkler, Mitveranstalter der Ausflüge in Sternberger Land. Anwesend waren auch die aktiv in der deutsch-polnischen Arbeitsgruppe engagierte Frauen Christa Weidlich geb. Zajonzek aus Potsdam und Annita Müller geb. Zajonzek aus Stuttgart, auch Herr Helmut Sommer aus Berlin.
In der Nähe des Gedenksteines wurde auch ein Eichensetzling eingepflanzt.
Ryszard Bryl
Das XI-te Treffen im Jahr 2015 findet Mitte Juni statt. Für den neuen Bürgermeister der Gemeinde Lagow Herrn Czesław Kalbarczyk wird dieses Treffen das erste, und wir werden mit großem Interesse und Hoffnung auf neue Impulse in seinem Auftritt warten. Natürlich werden wir auch beobachten, wie sich Lagow touristisch entwickelt und was für Perspektiven vor diesem Ort stehen.
Ryszard Bryl
Von meiner Seite wurde in diesem gemischten Kreise schon mehrmals die Idee erhoben, in Lagow auf dem alten Friedhof ein Lapidarium zu errichten, was auch eine Gelegenheit wäre, diese Gedenkstätte zu Ordnung zu bringen und auch an einer Stelle zeigen, wer oder was auf welcher Stelle lag oder stand, und das was überhaupt noch blieb, sollte dokumentiert werden. Wie ordnungsgemäß so was zu machen ist, kann sich jeder in anderen Städten und Dörfern, z.B. in Vietz/ Witnica oder Sonnenburg/ Słońsk anschauen.
Früher hatten die Einwohner solche technischen Bedingungen nicht, welche uns heute zur Verfügung stehen; deswegen war es zweckmäßig, dass fast in jedem Dorf wenigstens eine Kirche oder Kapelle stand, und daneben ein Kirchhof.
Eine traurige Sache sind es in unserer Region die zahlreichen Bilder der völlig zerstörten Friedhöfe z.B. in Petersdorf/ Jemiołów in der Gemeonde Lagow, in Lättnitz/ Letnica in der Gemeinde Schweinitz/ Świdnica. Da sehen wir totale Verwüstung, aber es muss nicht so sein.
23 August 2015
Wir haben Toporöw besucht
Am 16.05.2015 haben sich in dem Sozialhilfeheim in Toporöw achtzehn Personen zusammengetroffen, um das ehemalige Manteuffel-Schloss zu besichtigen und um miteinander zu sprechen. Nach Toporöw sind die Kinder des letzten Schloss- und Gutsbesitzers Martin Lutzes gekommen, also sein Sohn Dr. Klaus Lutze (88) und seine Tochter Waltraud (90) und andere Verwandten in der dritten und vierten Generation, also junge Leute. Die diesjährige Reise in die Heimat war anlässlich des 90. Geburtstags von Waltraud mit dem Ziel, dass die jungen Enkel und Urenkel, Neffen und Nichten diese damalige deutsche Region - landsgut seit 1923 kennen lernen.
Die auf dem Treffen anwesende Waltraud hat als 13-jähriges Mädchen im Jahre 1937 Modell für eine Bronzeskulptur gestanden, die später im Schlosspark bis 1945 stand. An dem Treffen haben sich auch die polnischen Partner beteiligt, Frau Malgorzata Siekiera, Stellvertreterin des Sozialhilfeheimleiters, Jan Graczyk, ein ehemaliger Einwohner von Toporöw nach 1945, „spititus movens“ dieser Begegnungen, des Austausches der historischen Informationen und Fortsetzender der Unternehmungen. Weitere Teilnehmer waren: der Geschäftsmann in der Holzbranche, Aktivist und Sportfreund Alfred Graczyk aus Toporöw und die Dorfvorsteherin, Frau Alina Jablonska.
Die Redaktion von „KL“ war vertreten von Herrn Ryszard Bryl und Herrn Edward Dondalski, der das Treffen fotografiert hat. Dank unseren Dolmetschern Frau Danuta Kucharska aus Sulęcin und Herrn Peter Glogowski aus Lagöw konnten wir uns gut verständigen.
Es war die dritte formale Begegnung seit Oktober 2013 in dem Sozialhilfeheim in Toporöw (es gab auch mehrere unformale Treffen), die auf den Wiederaufbau der Tradition der ehemaligen und heutigen Einwohnern gerichtet war.
Die Zeit bei diesem Treffen verlief zu schnell und die polnisch-deutsche Gruppe hat es nicht geschafft, die Feststellungen für die nächste Zukunft zu treffen, die der Genehmigung der Anschriften an der Gedenktafel oder der Aufräumung der großen Teile des ehemaligen deutschen Friedhofes und der stark ruinierten Gegend rund um das Grabmal der Familie Müller aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts betreffen...
In einer viel kleineren Gruppe haben die ältesten Teilnehmer die Ruinen der oben erwähnten ehemaligen deutschen Nekropole besucht. Aktuell werden von Herrn Jan Graczyk nächste Begegnungen geplant und vorbereitet um die oben erwähnten Feststellungen zu realisieren.
Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Flächen um die Dorfkirche von TOPPER keinen Platz mehr für weitere Gräber boten, ließ die Gemeinde diesen Friedhof an der Sorger Straße anlegen. Eher wurden bis 1945 die verstorbenen Angehörigen der in Topper lebenden DEUTSCHEN beigesetzt. Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges verschoben die Siegermächte die Westgrenze Polens an die Oder-Neiße-Linie, und im ni 1945 wurden die letzten Deutschen aus Topper nach Westen umsiedelt.
Seitdem dient dieser Friedhof als Begräbnisstätte für die aus anderen Teilen Polens hierher gezogenen POLEN.
Diese Stele dient dem GEDENKEN AN ALLE diese hier beigesetzten Bewohner von Topper. Möge weiter FRIEDEN und RUHE über den Gräbern sein.
Jan Graczyk
Toporöw
28 Juni 2015
Kinderheim Lagow
Unser Landsmann Erich Schulz hat uns wie nachfolgend zu berichten:
Wir haben schon öfters über die Vergangenheit, aber auch von der Gegenwart unserer Heimat in Düsseldorf, Celle und Berlin gesprochen. Da ich, geborener Lagower, in den letzten 10 Jahren achtmal dort war, anhebt man die Veränderungen. Aber nicht nur das, auch kommen aus der Vergangenheit Realitäten bei umbauten hervor.
Im November 1987 hatten Arbeiter bei einer Renovierung der Schule eine Flasche mit einem Schriftstück und einer Zeitung, welches Lehrer Calsow am 3. 5. 1912 geschrieben hatte, gefunden. All die Sachen habe ich auch in Lagow gesehen und gelesen. Hätte das auch gern gehabt, aber die Frau hat es mir trotz guter Angebote nicht gegeben.
Es war ein Zufall, als ich im Mai 1989 in Lagow war, erzählte mir eine Frau, dass bei den Umbauarbeiten im Kindergarten eine Dose mit altem Papier gefunden wurde. Auf meine Frage, ob ich das sehen kann, wurde mir alles gezeigt, ich sollte aber darüber nicht reden. Als ich alles gesehen und halbwegs gelesen hatte, ging es mir nur noch darum, wie kann ich das bekommen. Nach langen Verhandlungen ist es mir gelungen, das zu erwerben. Wenn man alles gelesen hat, stellt man fest, es ist ein Stück Lagower Geschichte.
Weder in der Schule noch von meinen Eltern, die auch in Lagow geboren wurden, habe ich von diesem Lagow früher etwas erzählt bekommen, was hier geschrieben steht und vor 75 Jahren hinterlegt wurde.
Der Inhalt der zylindrigen Zinkdose:
Ein Brief von Frau Margot Wurmb von Zink (nachfolgend im Text)
Schloß Lagow Neumark
Dieses Haus durfte ich auf Glauben im Frühling 1914 bauen, welches bestimmt war vom ersten Beschluß als eine Kinder-Bewahr-Anstalt - Blaukreuz-Verein - Jüngling und Jungfrauen-Verein zu dienen.
Die dunkle Zeit, die über unserem Vaterland eingebrochen und die wunderbare Fügung, dass es vorzeitig fertig gestellt wurde, wird es nun zu einem Lazarett zunächst zur Verfügung stellen.
Der treue Heiland der Schritt für Schritt mich auch hierin geleitet und gelenkt hat von Neuen das Wort erfüllte:
„Er schaffet Wunder welche er will“
Schloß Lagow, d.8. August 1914
Margot Wurmb von Zink
Geb. Reichsgräfin von Wylich u. Lottum
Aus dem Hause Putbus
Ein Brief 7 Seiten (der Anfang siehe Abbildung; nach¬folgend im gesamten Text)
Graf Hugo Wrschowetz Fekerkann Fedczicz kaufte das Rittergut Schloß Lagow im Jahr 1856. Im Jahre 1848 hatte er sich mit Reichsfreiin Luise von Crenn vermählt. Das dieser Ehe entsprossene Knäblein ward im Kindesalter gestorben. Im Jahre 1856 nahm er seinen Abschied als Kommandeur der II. Husaren (Posen). Seiner großen Pflichttreue entsprechend ging er nun mit aller Kraft an die Bewirtschaftung sei¬nes Besitzes. Mit liebender Treue drang nun sein Blick über alles ihn hier auf dem Gut neu Umgebende.
Solange Lagow Jobanniterconturei war, bis 1808, da es in Privathände überging, star den seine sämtlichen Wirtschaftsgebäude rings um das Schloß und die Kirche, auf einem Platz, recht gedrängt, da das Ganze doch nur eine auszudehnende Halbinsel war. Hinter. der das Schloß im engsten Kreise umgebenden Burgmauer lag sogleich der Wirtschaftshof mit der Kirche, in der Kirche hörte man während der Predigt, die Schweine in den Ställen grunzen, die Kälber schreien und die Pferde wiehern. Dieses fand der Graf sehr unziemlich. Außerdem war es auch sehr schwierig, die Bewirtschaftung aus dem tiefliegenden Wirtschaftshof mit schweren Fuhren wenn Dung ect. zu bewerkstelligen. Dem braven Grafen erschienen solche Verhältnisse unhaltbar, er kam zu dem großen Entschluß, oben auf dem sogenannten Falkenberge, dem jetzigen Dominium, wo noch ein altes Schäfer- häusehen stand, den ganzen Wirtschaftshof unten um das Schloß und Kirche abzureißen und oben auf dem Falkenberge neu aufzubauen. Dieses war eine Arbeit, die lange Jahre in Anspruch nahm. Der alte Wirtschaftshof unten hatte fast durchweg schon mürbe Häuser und der Graf hatte Holz, Lehm und Steine und doch, wie viel Geld ist zu solch einem Bau nötig! Aber der Graf und seine edle Frau waren fromm und selbstlos im Aufblick zu Gott und dachten lie-bend an ihre Erben und machten manche Sache möglich und es gelang.
Im Frühjahr 1870 starb sein älterer unverheirateter Bruder und hinterließ ihm die Verwaltung und die Zin¬sen seines Vermögens, dieses half ihm auch bedeu¬tend seine projektierten Bauten und Verbesserungen weiter auszuführen, im Jahr 1884 fand noch als letz¬tes der Abbruch der alten Brennerei in dem jetzigen Schloßgarten, deren jetzt noch dort bestehender Keller die Stelle am See anzeigt Die Brennerei kam auch auf den Falkenberg (das Dominium), wo sie heute noch steht -
Wo aber der Wirtschaftshof nun unten abgebrochen war, wurde ein schmucker, einträglicher Garten angelegt, in des Grunde jetzt noch manches alte Fun¬dament ruht Und nun, da das Notwendigste für die Außenwirtschaft besorgt war, ging der Graf an den Ausbau des Schlosses.
im Laufe der Jahre war darin, schon vor dem Grafen, darin alles so zerfallen, daß z. B. der Rittersaal als Kornboden gebraucht wurde. Der jetzige rote daran stoßende Salon war für die Karnickel eingegeben Eine Treppe führte von der Gartenseite (jetzt Stein¬stufen) in das Schloß gar nicht, man ging über zer¬brochene Ziegelsticker. Die Fenster fehlten schon an einigen Stellen ganz und die Fensterläden waren, um vor der Witterung zu schützen, geschlossen. Nun nach der Erbschaft von seinem Bruder nahm der Graf 15000 Thaler in die Hand und ließ damit Herrichten soviel nur immer ging.
Die Möbel im Saal (Rittersaal) ließ der Graf von Buchenholz aus dem Tiergarten, hier, in der Gefangenenanstalt in Sonnenburg bauen und schnitzen, nach eigener Zeichnung. Auch hatte der Graf noch dadurch für die Vergrößerung des Gutes gesorgt und es avondiert, daß er vier Ackerbürgergelände dazu kaufte und solche dem Gut einverleibte.
Ein großer Lieblingsgedanke des Grafen war es nun . doch zum Allgemeinwohl von Gut und Stadt eine Kleinkinderbewahranstalt zu bauen. Die Ausführung dessen aber scheiterte daran, daß der einzig dazu passende Boden damals die sogenannte Städtische Lehmgrube auf herrschaftlichem Grunde, von den Bürgern nicht hergegeben werden wollte.
Jetzt, nach 25 Jahren, nach dem Tode des Grafen, ist diese Lehmgrube fast ganz ausgebraucht und es hat sich eine andere als Ersatz für die Bürger auf dem ‘ herrschaftlichen Grunde gefunden. So stand denn dem Bau einer Kinderbewahranstalt nichts entgegen.
Der erste Erbe des Grafen war der Majoratsherr auf Witzerdorf Hans Wurmb von Zink, Rittmeister der Gardes du Corps a.D., war gestorben ehe er den Besitz Schloß Lagow annahm. Dessen Sohn, der zweite Erbe war krank, er wurde durch seine Mutter, die Witwe des ersten Erben, geborene Reichsgräfin von Willig und Lottum, Tochter des Fürsten Cutbus, Insel Rügen, bevormundet. Diese erfasste nun wieder den Gedanken mit Energie eine Kleinkinderbewahranstalt in Lagow zu stiften. Im Winter 1913-14 wurde die Zeichnung zu dem Gebäude gemacht und im Frühjahr 1914 ging es mit frohem Nachdruck an den Bau. Nun sollte aber im Hinblick auf die Notwendigkeit eines solchen Gebäudes in Lagow, das zu erbauende Haus so groß sein, dass es außer Kleinkinderbewahranstalt auch noch Gemeindehaus sein kann, mit großen hellen Räumen, die zu christlichen Versammlungen und Vereinszwecken dienen können. Es ist in diesem Sinne herrlich hergestellt.
Jetzt, im gegenwärtigen schweren Kriegsjahr 1914, soll dieses Gebäude nun zur Aufnahme Verwundeten dienen, wozu es die Hochherzige Erbauerin desselben, mit treuem Herzen hergiebt.
Wie dankenswert gegen Gott, wie schön ist es, dass nun endlich im Sinne des Grafen und seiner Gattin der Gedanke mit der Kinderbewahranstalt verwirklicht werden konnte.
Möge der Geist, in dem der Graf hier im geliebten Lagow lange segensreich wirkte, der Geist der christlichen Liebe, der Sorge und des Wohltuns für den Nächsten im Aufblick zu Gott, nach dem heiligen Willen unseres Erlösers hier stille walten und somit dem Grafen, der zuerst den Bau der Kinderbewahranstalt anstrebte, ein würdiges Andenken stiften.
Dieses notiert im Jahre des Herrn 1914 die Schwestertochter des Grafen Ehrenstiftsdame Zaile von Schmeling im einundachzigsten Lebensjahre.
Ein Brief von 4 Seiten von Karl Metz Revierförster und Güterverwalter. Gez. Am 28. 9. 1914 (Anfang s. Abbildung)
Ein Brief von Albin Tanzberger als Baumeister des Kindergartens, gez. am 28. 9. 1914 (Anfang s. Abbildung)
Dann 4 Karten, davon 2 Ansichtskarten von Lagow, sowie zwei Postkarten „Kaiser Wilhelm” mit dem Kriegspsalm darunter und dem Krügebild im Rittersaal des Schlosses zu Lagow.
Dazu zwei Aufzeichnungen von der Baronin unterzeichnet.
1. „Gelöst” Erfahrenes und Erlebtes
2. „Gerettet”. Meine eigene Lebenserfahrung.
Abbildung des Titelblattes einer der Veröffentlichun- gen der Baronin.
Dazu hat uns die Enkelin der Stifterin Margot Freifrau von Schaffer-Bernstein nachfolgendes zur Ergänzung beigetragen:
1. Ein Bild der Stifterin
2. Das Kinderheim einst und heute.
Die wichtigsten Daten des Lebens der Stifterin sollen nachfolgend noch aufgeführt werden:
geboren am 22. 9.1864 zu Schloß Putbus auf Rügen a s 4. Tochter des Wilhelm Fürst und Herr zu Putbus, Reichsgraf von Wylich und Lottum, er war Obertruchseß; und dessen Ehefau Wanda, geb. Freiin von Veltheim-Bartensleben.
Ihre Großmutter war die Gräfin Lottum, Tochter des Fürsten Malte Potbus, Begründer der Grafschaft Put¬bus. Sie heiratete am 22. 9.1883. Im Jahre 1892 hat sie in Groß-Leuthen (einem umge-bauten Bauernhaus) ein Kinderheim gegründet. Am 13. 7.1893 verstarb ihr Ehemann. Sie selbst verstarb am 2. 7. 1948 fast 84-jährig in Burgfarrnbach.
Erich Schulz - Niemcy
OHB 1/1990