Klimaty Łagowskie (Deutsch)

3 Februar 2015


Vortführung der Zusammenarbeit


Wir zeigen Ihnen die Fotos vom X. Treffen der polnisch-deutschen Arbeitsgruppe wie in jeden Jahr in Lagow. Somit wollen wir die Zusammenarbeit der ehemaligen und jetzign Bewohner vom Lagow verfestigen. Diese Zusammenarbeit dauert schon viele Jahre und ist auf dasLeben von Frau Dr. Irena Sinicka-Szeja zurück zu fähren. Damals hatte man die Gesellschaft der Lagow – Freunde gegründet und mit unterstützung von Kanonik Norbert Nowak aktiv mit Erfolg zusammen gearbeitet.

Das zehnte Treffens, dass ich vom November 2007 beobachten kann, durch das Einladen mir bekannter Teilnehmer wurde als Arbeitstrefen benannt, und fand diesmal im Gemaindesaal (alte Schule) statt. Man hatte diesmal die höchste Teilnehmerzahl notieren dürfen.

Ryszard Bryl


PS. Wir zeigen auch die Fotos von VIII. IX. X. Treffen der polnisch-deutschen Arbeitsgruppe der ehemaligen und jetzigen Bewohner von Lagow.


www.plus.google.com/photos/../album/VIII Spotkanie ...

www.plus.google.com/photos/../album/IX Spotkanie ...

www.plus.google.com/photos/../album/X Spotkanie ...





31 Januar 2015


Dies freud Uns

Dank


Dank unser Aktivitäten im Internet, konnten wir weitere Auskünfte von der „Schmeling Villa“, einen Gebäude aus dem Ende des XIX. Jahrhundert gewinnen. Dieses wurde im Februar 1945 durch Anzünden der Mitglieder der roten Armee vernichtet.

Wir können jetzt eindeutig erklären, dass der Eigentümer nicht der ehemalige Weltmeister im Ringen Max Schmeling war. Es war ein Gästehaus der Familie Baronin Margot Wurmb von Zink. In diesem Haus wohnten ihre Verwandten die den Namen Schmeling trugen. Daher stammt auch der Name dieses, heute nicht mehr stehenden Hauses.

Unsere Redaktion erhielt einen Brief von Hern Hermann Aurich, der uns in einen geschichtlichen Bericht dieses Problem aufgeklärt hatte. Wir wünschen uns und zählen darauf, dass weitere geschichtliche Auskünfte folgen werden. Bislang ist es uns einigermaßen gelungen, was ein optimistisches Zeichen sein dürfte. Dank solcher Auskünfte können wir unsere Fehler korriegieren und unsere Kenntnisse über die Geschichte der Ostbranderburg und des Sternberger Landes erweitern.

Das wichtigste steht noch vor uns. Weiterhin seit 6 Jahren versuchen wir in unserer Zeitschrift „Klimaty Łagowskie“ die Zeiten nach 1945 zu vertiefen. Suchen Fotos aus dieser Ziet (z.B. Bahnhof und Umgebung) und hofften auf Erfolg.


Ryszard Bryl


Sehr geehrter Herr Bryl


in dem Beitrag von Christa Weidlich-Zajonzek vom 24. September 2014 wird die Villa Schmeling in Lagow erwähnt. Die Bewohnerin war lange Jahre. Zaide Ferdinande von Schmeling, geboren in Werden am 12. September 1833, gestorben in Lagow am 24. Oktober 1919.


Sie war eine Tochter von

August von Schmeling, geboren in Königsberg am 29. Dezember 1800, gestorben in Freiburg im Breisgau am 25. März 1887, koenglich preussischer Major ausser Dienst. Er hatte in Goetzhofen am 27. Juli 1829 Zaide Libussa Graefin von Wrschowitz-Sekerka geheiratet, die in Goetzhofen am 20. Mai 1805 geboren war und in Freiburg im Breisgau am 16. Juli 1876 gestorben ist.


Zaide Libussa Graefin von Wrschowitz-Sekerka, die Mutter von Zaide Ferdinande von Schmeing, war eine Verwandte der Gutsherrin von Lagow, Wanda von Wurmb, denn Wanda von Wurmb hatte Lagow geerbt von der vorhergehenden Besitzerin, einer Graefin von Wrschowitz.

Quelle: Kurt von Schmeling (Hg.), Hans Waetjen: Geschichte des Geschlechtes von Schmeling, von Schmeling-Diringshofen, Blecken von Schmeling; 1970, s.64.

Zaide von Schmeling wurde am 10. April 1893 durch Kaiser Wilhelm II. zur Ehrenstiftsdame des Stifts Zehdenick ernannt.

Quelle: Axel Attula: Dekorationen fuer Damen; Schwerin 2011; s.97.


Mit den besten Gruessen

Hermann Aurich, Kanalstr. 50A, D-16792 Zehdenick





28 Januar 2015


Mitteilung von "KL - immer noch auf der Suche!


Die Redaktion von Klimaty Lagowskie sucht nach Personen, ihren Erinnerungen und Archivfotos zu den unten genannten Themen, die in Zukunft beschrieben werden und sich auf Lagow und seine Umgebung beziehen. Die ausgeliehenen Fotos geben wir natürlich zurück, wir lassen sie digitalisieren und auf Wunsch verbessern und korrigieren.


  1. In Lagow, in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts stand in der Bahnhofstraße, jetzt ist das die L.-Pinecki-Straße, eine große, eine riesige Villa Schmeling. Dieses Gebäude wurde nach dem 01.02.1945 zerstört. Das war auch Gebäude der Deutschen Post bis 1945. Wir besitzen die Fotos dieses Gebäudes von der Seite der Tschesch See, es gibt aber kein Foto von der Seite der Straße und es fehlt auch an ausführliche Erinnerungen daran… In Bad Saarow hinter der Oder gibt es eine restaurierte Villa Schmeling, bokser‘s Max Schmeling.

  2. Wieder werden wir über das Sportleben des Ringers aus Stołuń/Schönfelde, der später auch in Lagow und Zielenzig wohnte Leon Pinecki. Er hatte dort Häuser und Restaurants. Zusammen mit seiner Frau beteiligte er sich aktiv am Leben des Lagower und Zielenziger Milieu bis 1949. Wir sammeln andere Erinnerungen zu diesem Thema. Darüber haben wir schon in der Nr. 3/2009 von "KL" geschrieben.

  3. Wir sammeln Fotos (nicht einfach ist es mit den Erinnerungen), die Namen der Einwohner, der Besitzer der Gaststätte und Informationen darüber, woher sie gekommen sind, über die Buchmühle in den Jahren 1900 - 1945. Wir haben verschiedene Fotos. Wir wollen aber wissen, was es weiter bis zu den Bechenseen gab.

  4. Immer noch bemühen wir uns, die Informationen zum Thema „Die Besetzung Lagows am 01.02.1945“ zu sammeln - sowohl von den polnischen Bürger als auch von den Deutschen, den ehemaligen Einwohner Lagows, die damals Kinder und Jugendliche waren - heute sind sie gegen 80 und mehr....

  5. Mit großer Mühe sammeln wir auch Informationen über den 24.06.1945 zum Thema „Aussiedlung - Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Lagow und aus der Umgebung. Das war eine große durch einen militärischen Befehl der fünften Infanterie-Division der polnischen Armee vorangegangene Vertreibung der Bevölkerung hinter die Oder... Wir bitten um persönliche Berichte, Erinnerungen aus dieser Zeit - Erinnerungen der Eltern und der Großeltern - was für ein Bild wurde Euch übergeben. In der Zukunft wird ein Text, der oben genannte Ereignisse beschreibt, in den "Klimaty Lagowskie" veröffentlicht.

  6. Um den Text zu vervollständigen und in "Klimaty Lagowskie" veröffentlichen zu können, suchen wir immer noch Informationen. Wir können auch das vollständige Foto des Bahnhofs, von Gebäuden bis zum 01.02.1945 also bis zum Brand des Hauptgebäudes nach dem Einmarsch der Russen, finden.

  7. Die ersten Einwohner Lagows im II-III-IV-V-VI 1945 und die, die als Letzte Lagow bis zum 24.06.1945 verlassen haben, bitten wir um Informationen über Tage und Wochen des Lebens in dieser Gegend bis zur Zeit der Vertreibung aus Lagow.

  8. Zwischen Lagow und dem Weg nach Poźrzadło/Spiegelberg, in der Nähe des Naturschutzgebietes Pawski Ług, befindet sich am Straßenrand ein großer Stein mit dem Datum 1928. Woran erinnert er? Den Straßenbau oder -reparatur oder ein anderes Ereignis?

  9. Wir möchten die Geschichte des Lagower und Stemberger Landes kennen lernen, weil es sich lohnt und man muss sie kennen, um die Ereignisse, die sich hier abgespielt haben, am genauesten beschreiben zu können. Wir haben zu diesem Beschreiben auch das Toppersche Land einbezogen.

  10. Es gibt noch die letzte Chance, um sich daran zu erinnern, dass und wann Elektrizität, Hofbrunnen, allgemein zugängliche Straßenpumpen, Wasserleitung (oder Mangel daran) in den letzten 100 Jahren erschienen sind. Aber es gab auch Windmühlen, die nicht mehr da sind. Es gibt noch die Chance, zu zeigen, wo sich die Försterei, die Hegerhütte befand, wie der Ortsvorsteher - Gemeindevorsteher des deutschen Dorfes hieß und wie die Tätigkeit der lokalen Grundverwaltung der Arbeit, der Arbeitslosigkeit, der Freizeit organisiert war und die Nazizeit bis 1933, 1934-1939 und 1939-1945. Solche Einteilung gab es tatsächlich, es waren Leute an der Macht, die diese Macht ausnutzen wollten, die über den anderen standen.... Und es waren auch Baronen, Grafen - Gutsbesitzer und es gab auch Unterordnungsverhältnisse - es waren reiche und arme Deutsche... Es ist die Tatsache, dass sich Lagow im 20. Jh. bis 1945 entwickelte, sogar im Jahr 1932, als es wieder zum Dorf wurde... In Lagow wurde gebaut, es wurde Tourismus und organisierte Erholung erstellt, es entwickelte sich die lokale Fischerei und Forstwirtschaft, in den Sägewerken v^urde das Holz für Bergbau und Bauwesen verarbeitet...

  11. Mit großer Mühe versuchen wir auch die Informationen über die Zeit des Betriebs der elektrischen deutschen Mühle bis 1945 bei Jemiolöw/Petersdorf zu finden, die später zum Komplex der Wirtschaftsmühlen gehörte, die auf dem westlichen Gebiet im Betrieb waren, dann noch der GS (Gemeindegenossenschaft), die jetzt mit den Nebengrundstücken außer Betrieb ist.

  12. Wir möchten auch danach fragen, wie Barcikowo (dt. Petershal) - Enklave unter den Ackern bei Jemiolöw ausgesehen hat. Vor langer Zeit lebte dort Förster Heder der mit der Zucht der Rassenhunde bekannt war. Erinnert sich jemand daran!?

  13. Vor langer Zeit, denn Anfang des 20. Jahrhunderts, gab es in Lagow ein Sanatorium oder ein Krankenhaus für Kinder in der Straße Fußweg, also dort, wo sich jetzt Bajka II - Ferienhaus in der Straße Promenada befindet. Dieses Gebäude ist jetzt in den privaten Händen und wird renoviert. Wer erinnert sich daran, wie es früher war, als Dr. Herman Krelle Arzt und Besitzer war?

  14. Es gab eine Trinkhalle der heilenden Wasser Kurhaus im ersten Vierteljahrhundert des 20. Jahrhunderts in Lagow (Haus unter den Kiefern), die vom Dr. Fritz Ahle^feld geführt war, heutzutage ist das ein kommunales Mehrfamilienhaus, bei dem Kino Switez.

  15. Auch vor langer Zeit, vor dem Jahr 1930, als Leo Pinetzki nicht in Lagow wohnte - gehörte die Gaststätte und das Hotel „Am See" Bruno Weiss. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in der Nähe dieses Lokals eine kleine Brauerei!

  16. Von 1893 bis 1945 war die Johanniterburg das Eigentum der Familie der Gräfin Margot Wurmb v. Zink geb. Reichsgräfin von Wylich und Lottum - eine Witwe mit zwei Töchtern und einem Sohn (Margot, Wanda und Wilhelm). Wilhelm Wolf starb 1930 und wurde auf dem Friedhof in der Kapelle (jetzt Lagower kommunaler Friedhof) begraben, dort gibt es einen Grabstein an der Wand.

  17. Der Pächter des Rittergutes war Graf v. Pückler u. Limburg, Richard - gestorben in Lagow am 20.04.1942. Gräfin v. Pückler V u. Limburg, Wanda, Ehefrau von Richard hatte Kinder: Hans-Ludwig, Wilhelm-Henrich. Wir möchten diese Fakten beschreiben, Erinnerungen, Ereignisse von diesen Orten und polnischen Gegenden bis 1945. Zurzeit haben wir über den Besitzer der Johanniterburg, der hier über ein halbes Jahrhundert 1893-1945 war, nichts Neues zu schreiben. Wir haben etwas gesucht und vermuten, dass hier etwas Gemeinsames mit Bad Muskau sein kann. Vielleicht war Fürst Hermann Ludwig Heinrich von Pückler - Muskau (1785-1871) aus dem Zweig der Familie des Grafen Pückler u. Limburg... Hier wissen wir leider nichts!


Redaktion von KŁ

Bearbeitet in der polnischen Sprache von R. Bryl

Übersetzt ins Deutsche von Anna Łukasiewicz


* Das Gebiet des Topperschen Landes bis 1945, jetzt Gemeinde Lagow, war in anderen deutschen Verwaltungsgrenzen - Kreis Crossen und Schwiebus-Züllichau. Deswegen lohnt es sich zu wissen, wie es in der Nachbarschaft, in der Heidelandschaft war.





26 Januar 2015


Menschenschicksale / Ludzkie losy


Diese Zeilen schrieb ich auf Wunsch meiner Großnichte. Sie sollte in der Schule über „Menschenschicksale um 1945" berichten


Meine Heimat liegt 60 km hinter Frankfurt (Oder), „Malkendorf, jetzt Polen. Am 30. Januar 1945 rückten die ersten russischen Panzer in meinen Heimatort, einem kleinen sau­beren Dorf mit ca. 500 Einwohnern, ein. Es begann für alle Menschen dieser Gegend eine sehr schlimme Zeit Es gab Tote, Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt. Familien auseinandergerissen. Häuser ausgeraubt und abgebrannt. Die Menschen hatten kaum noch zu essen und anzuziehen; alles Vieh wurde abgetrieben; alles Getreide wurde abgefahren. Frauen und ältere Männer, die nicht mehr wehr­diensttauglich waren, wurden nach Rußland verschleppt, auch ich und sehr viele aus unserem Heimatort Malkendorf. Tag und Nacht Angst und Schrecken. Die GPU herrschte und machte mit der Zivilbevölkerung was sie wollte. So geschah sehr viel Gewalt und Unrecht. Aber es gab auch Russen, die gut zu uns waren und uns halfen. Ende März war die GPU wieder auf Menschenfang und transportierte ca. 20 Frauen und Mädchen (auch mich) in die Ungewißheit. In einem Gebiet nahe der Oder, wo bereits alle Bewohner weggetrieben waren, wurden wir untc strenger Bewachung gefangengehalten und verhört. Man legte uns zur Last, als Partisanen ausgebildet zu sein, was aber nicht der Fall war. Bei den Verhören gingen die Soldaten nicht gerade gut mit uns um. Dann erfuhren wir, daß wir für lange Zeit unser Zuhause nicht wiedersehen und nach Rußland verschleppt werden. Ich war gerade 19 Jahre alt, zwei Mädchen erst 13 Jahre, alle anderen bis ca. 35 Jahre. So wurden wir dann in ein großes Sammellager gebracht, wo wir wie die Heringe in Baracken auf Holzpritschen in zwei Etagen untergebracht waren. So tagen wir ohne Stroh, ohne Decke, nur auf Brettern. Wir hatten nur, was wir am Leib hatten, keine Kleidung zum Wechseln. Ich hatte nur Unterwäsche, eine lange Hose, eine Jacke und Holzpantoffeln an. Die Russen hatten mir die Schuhe weggenommen. Das Essen war sehr schlecht! Täg­lich ein kleines Stückchen Brot und einen Schöpflöffel voll dünner Suppe, so hatten wir immer Hunger. In jedem großen Raum stand ein großer Bottich, auf dem alle Insassen nachts ihre Notdurft verrichten mußten. Gewaschen haben wir uns an einem kleinen Teich. Bei Tage ging es auf den Donnerbalken, das war eine große tiefe Grube, über die in Abständen Bretter gelegt waren, das war die Toüette! Am 27. April 1945 war der Tag der Abreise vom Sammellager Schwiebus nach Rußland. Wir wurden in Viehwagen gestopft, zwei Bretter führten nach draußen, daneben stand ein dicker Knüppel, mit dem man den Kot nach draußen beförderte. Als wir an der russischen Grenze waren, ging es auf einmal wieder zurück, und wir wurden in Posen ausgela­den. Ende April wurde vom alliierten Kontrollrat beschlos­sen, daß kein deutscher Zivilist mehr nach Rußland ver­schleppt werden darf, wenn er keine politische Funktion innegehabt hatte.

Hier wurden wir in einem großen Barackenlager (es faßte ca. 10 000 Menschen) untergebracht. Wieder ohne Stroh, ohne Decke, als Kopfkissen diente ein Brett, das auf die Scheuerleiste gelegt war. Das Essen war sehr schlecht! Hier gab es zwar Wasser, aber keine Seife oder Waschpulver. Die Unterwäsche wurde nur naß gemacht und am Stachel­drahtzaun zum Trocknen aufgehangen. Es dauerte nicht lange und ein großer Teil der Gefangenen wurde sehr krank. Täglich gab es viele Tote. Diphtherie, Krätze und andere Infektionskrankheiten breiteten sich aus. Im Lager waren zwar Ärzte (Deutsche und Russen), aber diese hatten keine Medikamente für die Gefangenen. Die Krätze fraß sich in den Körper, und aus kleinen Wasserblasen wurden tiefe Löcher, die eiterten und schmerzten. So waren einzelne Körperteile, bei vielen Gefangenen aber der ganze Körper befallen (bei mir von der Hüfte bis unter, die Fußsohlen). Kleine Operationen wurden unter ganz primitiven Bedin­gungen vorgenommen. Eine große Plage waren die vielen Läuse (Kopf und Kleiderläuse). Dreimal am Tage wurde gelaust, und wen es arg erwischt hatte, dem wurden die Haare ganz kurz geschoren. Die Kleidung wurde zur Ent­lausung abgegeben, wenn sie zurückkam, hatten wir oft mehr Läuse als vorher. Hinzu kamen die vielen Wanzen, die tagsüber in den Barackenwänden saßen und die sich nachts auf ihre Opfer (die Gefangenen) stürzten. Es war Sommer, die Barackenfenster waren vernagelt, wir durften die Baracken nur selten verlassen. Jeden Abend war Appell, da wurde festgestellt, wie viele gestorben waren. Arbeiten durften wir nicht! So vergingen Tag um Tag, unsere Kräfte ließen immer mehr nach, hinzu kamen die seelischen Bela­stungen und das Heimweh nach Hause, der Hunger, schrei­ben durften wir nicht, auch keine Post empfangen. Wir waren in einem russischen Internierungslager! Warum?

In dieser schweren Zeit entwickelte sich ein gutes kamerad­schaftliches Verhältnis zu zwei Mitgefangenen. Eine war sieben Jahre älter, es war Gretel Christoph, und bei der 13 Jahre älteren Frieda Franke suchte ich Trost. Mein Vater war 1938 mit 51 Jahrengestorben, mein Bruder war mit 22 Jah­ren bei Lemberg vermißt, wo ich war, wußte die Mutter, die zu Hause war, nicht. Meine beste Kameradin sagte mit oft, wenn ich verzweifelt war: „Nimm dich zusammen, deine Mutter hat keinen Menschen mehr von ihren Angehörigen, sie wartet alle Tage auf dich, du mußt durchhalten!" Sie war eine tapfere Frau! Ihr Mann war Soldat in Rußland, sie hatte zwei Kinder (vier und zehn Jahre alt), die bei ihrer schwer­kranken Mutter geblieben waren. Sie hatte mehr Grund, ver­zweifelt zu sein als ich, wußte sie nicht, wie es der Mutter mit den Kindern ging.

Am 8. Mai 1945 war Waffenstillstand und beim Appell wurde uns gesagt, daß wir wieder bald zu Hause sein werden. Aber es war nicht so! Zu Pfingsten wurden die beiden 13jährigen entlassen, sie mußten laufen und wurden von Polen festge­nommen, kamen erst 1947 nach Deutschland. Der größte Teil unserer gefangenen Frauen wurde Anfang Oktober 1945 entlassen. Aus meinem Heimatort Malkendorf mußten nur meine beste Kameradin Frieda Franke und ich bleiben. Wir waren im Lazarett, was man so Lazarett nannte, konnten ganz schiecht laufen, durften aber jederzeit beim Komman­danten um unsere Entlassung bitten. So war es dann Ende Oktober, es wurde kalt. Wir hatten keine Heizung, keine Klei­dung und uns kam zur Erkenntnis, daß es gleich ist, ob wir auf der Landstraße (am Weg nach Hause) oder hier im Lager starben. So beantragten wir unsere Entlassung, bekamen den Entlassungsschein und am 30. Oktober 1945 verließen wir das Lager. Auf der Straße, unweit des Lagers, sagte uns ein deutsche Frau, daß wir den Zug benutzen dürfen und beim polnischen Roten Kreuz etwas zu essen bekommen. Unsere Beine waren sehr krank, sie wollten nicht laufen, aber wir schafften es bis zum Bahnhof. Wir hatten uns Vorstellungen gemacht, wie es zu Hause sein wird, wir freuten uns auf das Wiedersehen mit unseren Angehöri­gen. Doch schon bald erfuhren wir, daß jenseits der Oder kein Deutscher mehr war. Am 25. April 1945 mußten alle

Bewohner innerhalb von drei Stunden die Orte verlassen. So mußten auch unserer Angehörigen sich mit all den ande­ren auf den Weg ins Ungewisse machen. Als wir dies erfuh­ren, brach für uns zum zweiten Mal die Welt zusammen! Was nun' Wohin? Meine beste Kameradin und ich beschlossen zusammenzubleiben, bis jeder seine Ange­hörigen gefunden hat. Auf polnischer Seite ist die letzte Bahnstation Reppen, dort endeten alle Züge, und von deutscher Seite mußte eine Lokomotive die Züge über die Oder holen. Hier standen Transportzüge, die mit jungen Deutschen (Verschleppten) aus dem Ural, Sibirien, Ostpreußen u.a. kamen. Aber keiner wollte uns zwei aufnehmen, aus Platzmangel oder Krankheit, alles Bitten half nicht, doch dann geschah es. Ein Päckchen Tabak, wir hatten es mal im Lager bekommen, erweichte die Herzen der Leidensgenossen. Wir durften uns in eine Ecke des Waggons kauern. In der Nacht kam eine Lokomotive, die uns nach Frankfurt (Oder) brachte. Aber auch hier erfuhren wir nicht, wo unsere Angehörigen sind. So fuhren wir weiter nach Berlin. Hier fand uns abends eine Frau auf der Straße und brachte uns in ein Flüchtlingslager, wo Frauen, Kinder und Männer auf einem Strohlager lagen. Hier bekamen wir auch etwas zu essen und trinken. Meine Kameradin dachte, daß ihre beiden Kinder in Berlin bei Verwandten sind, und so machten wir uns auf den Weg dorthin. Doch wir fanden nur Ruinen und Trümmer, kein Hinweis, wo diese untergebracht sind. Oder sind sie alle tot? An diesem Tag verlor meine beste Kameradin das seelische Gleichgewicht. Sie sagte immer wieder ganz verzweifelt: „Ich finde meine Kinder nicht mehr wieder, sie sind alle tot!" Ein schrecklicher Tag! Am nächsten Tag machten wir uns wieder auf den Weg zu meinen Verwandten, die in Berlin-Niederschönhausen wohnten. Schon von weitem sah ich ihr Haus. Onkel und Tante lebten noch, und hier erfuhr ich, daß unsere Mutter noch lebt. Sie war von zu Hause mit einer Tante aus dem Ort mit einem Handwagen auf den Treck gegangen. Der Hand­wagen ging kaputtdie Polen und die Russen nahmen ihnen alles weg. So hatten sie nur ein Kopfkissen, eine Decke und Wäsche zum Wechseln.

Ich war glücklich und freute mich auf unser Wiedersehen. Mutter war anfangs in Berlin, durfte aber wegen Überfüllung nicht bleiben, sie ging daraufhin nach Weiden bei Roßlau (Elbe), arbeitete bei einem Bauern. Sie war von Malkendorf bis nach Berlin gelaufen. Doch es gibt auch Wunder auf der Welt!

Meine Tante erzählte uns, daß ein Bauer aus Malkendorf (unser Heimatdorf) ganz in der Nähe wohnt. Ich ging zu ihm, er stand vor mir, betrachtete mich und sagte: „Du siehst aus wie eine Zuchthäuslerin, mit wem bist du gekommen?" Als ich den Namen meiner Kameradin nannte, sagte er beson­nen: „Ich habe gestern ihre Kinder getroffen. Ich habe mit einem Pferdefuhrwerk Schutt abgefahren, da sehe ich zwei Jungs. Der Kleine saß in einem Handwagen, den der Zehn­jährige zog. Dann kamen die Kinder zu mir und fragten mich, ob ich Herr Troschke aus Malkendorf bin. Erstaunt fragte er nach ihren Namen und fragte, wo sie wohnen, ob Mutti oder Vati schon zurück sind, was sie verneinten. Die Großmutter mütterlicherseits war schwer krank und blieb zu Hause zurück, als alle auf den Treck gingen. Was dann aus ihr wurde, weiß kein Mensch. Die Großeltern väterlicherseits nahmen die Kinder mit auf den Treck. Ein Großeltemteil starb auf dem Treck, das zweite Großelternteil brachte die Kinder bis zu den Verwandten nach Berlin, wo auch er ver­starb. DieTante lebte in einem Gartenhäuschen mit den bei­den Kindern. So eilte ich dann zu meinen Verwandten zurück mit der Nachricht: „Deine Kinder leben, ich weiß, wo sie sind!" Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zu ihnen. Es gab eine große Freude, daß die Mutti ihre Kinder wieder hatte. Der Vater ist in Rußland vermißt und nicht wie­dergekommen, So mußte sie die schweren Jahre nach dem Krieg mit ihren beiden Kindern allein fertig werden. Sie kam nach Rudolstadt (Thür.) zu Verwandten, bekam dort Arbeit, jedoch wenig Lohn. Sie erzog ihre Kinder zu ordentlichen Menschen. Es war für sie sehr schwer, aber sie hat es geschafft. Wir hatten immer guten Kontakt zueinander. Sie starb mit 82 Jahren.

Meine Mutter besuchte mich in Berlin, wir waren glücklich, daß wir uns wiedergefunden hatten. Ich hatte es bei meiner Tante nicht so gut, deshalb brachte mich die Mutter zu einer Cousine, die mich transportfähig pflegte. Kurz vor Weih­nachten kam ich dann nach Weiden bei Roßlau, arbeitete bei einem Bauern fürs Essen. Ab 1947 im Haushalt eines Sägewerkbesitzers; lernte 1950/51 Maschineschreiben und Stenographie und war 35 Jahre in einem Großbetrieb tätig.

Ich bin hier wenig auf Einzeilheiten eingegangen, und so hört sich manches leichter und einfacher an, als es war. Es war ein sehr schwere Zeit. Zuerst gab es nichts zu kaufen, nur langsam wurde es besser. Zunächst suchten wir uns aus den Sachen, die andere fortgeworfen hatten, etwas her­aus. Zwei Jahre hatte ich zweierlei Strümpfe; vom Bauern bekamen wir etwas geschenkt. Es dauerte lange, bis meine Beine heil waren, nur langsam sammelte ich Kräfte, erholte mich.

Mein Bruder kam 1949 krank aus russischer Gefangen­schaft, brauchte auch lange, bis er sich erholt hatte. So waren wir dann wieder alle drei zusammen. Der Krieg hatte große Wunden geschlagen. In fast jeder Familie waren Gefallene, Vermißte, Verschleppte zu beklagen. Wir hatten alle unsere Heimat verloren, waren bettelarm. „Wohl nahm uns das Schicksal (der Krieg) Hab und Gut, doch nicht zu neuem Schaffen den Mut."

Ich hatte Glück, daß ich im Lager in Posen war, andere unse­rer Mädchen und Frauen kamen nach Sibirien oder in den Ural, mußten schwer arbeiten, wurden sehr krank und star­ben. Meine Schulfreundin war fünf Jahre in Sibirien und kam mit einem sechs Wochen alten Kind wieder, hatte nichts, die Eltern waren inzwischen tot; Geschwister hatte sie nicht. Sie hatte es schwer, sehr schwer!

Ich wünsche, daß nie mehr ein solches Unrecht über das deutsche Volk kommt. Wir waren keine Nazis, auch unsere Eltern nicht, und doch wurden wir so hart bestraft. Als ich wieder in Deutschland war, war ich 20 Jahre alt, doch was ich erlebt hatte, hatte mich und alle Menschen, die so hart vom Krieg betroffen waren, viel älter und reifer gemacht. Wir hielten in den schlechten Jahren sehr zusammen und hal­fen einander. Auch hatte man uns unsere Jugendzeit geraubt. Jetzt darf ich wieder in meine Heimat Malkendorf fahren. * Meinen Heimatort gibt es nicht mehr, es steht kein Haus mehr. Alle Steine von den Gebäuden wurden abtrans­portiert. Schade um das schöne märkische Dorf, das einmal unsere Heimat war, wo über 200 Jahre (unser Name) meine Vorfahren auf dem Bauernhof waren. Alles, was in mühevol­ler Arbeit über Generationen geschaffen wurde, hat der Zweite Weltkrieg vernichtet. Wiederholt bekam ich von jun­gen Leuten zur Antwort, wenn ich irgendwann sagte:„Es war eine sehr, sehr schwere Zeit", das müssen Sie mal verges­sen! Aber das Erlebte vergißt man nie!

Von unserem schönen Malkendorf steht kein Haus mehr, der Ort gehört jetzt zum polnischen Truppenübungsplatz, dort gibt es nur Strauchwerk und Unkraut. Trotzdem fahren wir oft dorthin. Wir haben guten Kontakt zu Polen, die in Der Truppenübungsplatz dar! normalerweise nicht betreten wer­den, er ist Militärisches Sperrgebiet.


Petersdorf wohnen und auch Vertriebene sind. Sie kommen aus dem Gebiet, welches jetzt zu Rußland gehört. Mein Lebenskamerad traf Polen, die von 1945 bis 1950 in seinem Elternhaus wohnten.

Die Seen und der wunderschöne Wald in unserer Heimat sind noch heute sehr schön. - Mein Vater und die Groß­eltern ruhen dort auf dem Friedhof.


Elisabeth Kulisch fr. Malkendorf Jetzt wohnhaft:

12355 Berlin, Zwickauer Damm 127



* Der Truppenübungsplatz dar! normalerweise nicht betreten wer­den, er ist Militärisches Sperrgebiet.





20 Dezember 2014


Und so soll es geschehen! / I niech tak dzieje się!


Die Redaktion von „KL" stellt in ihrer neuen Nummer 1/9/2011 zwei neue Tätigkeitsvorschläge der deutsch-polnischen Arbeitsgruppe (der ehemaligen und heutigen Einwohner Lagows) aus dem Jahr 2010 dar schon nach dem Vorentwurf dessen, was gemacht werden soll, in welcher Reihenfolge. Wir appelieren auch und möchten, dass die Leser und wohlwollend gegeüberstehen und sich der Zusammenarbeit anschließen.

Zurzeit werden von der Gruppe zwei Maßnahmen im Bereich der Beschreibung, der Ordnung und Bezeichnung des alten evangelischen Friedhofs auf dem Falkenberg aber auch im Rahmen der Sammlung und Ordnung der ehemaligen Bestände des Freundenkreises Lagows durchgeführt. Nach dem Jahr 1998 wurde die Tätigkeit des Freundenkreises Lagows eingestellt und zugleich sind die jahrelang gesammelten Bestände in Form von Texten, Einträgen, Erinnerungen, Fotos, Bildern, Zeichnungen und anderen materiellen und im Freundenkreis nicht registrierten Gütern verschwunden. Beide Vorschläge lassen uns annehmen, dass den Worten Taten folgen und zur konkreten Form werden. Das ist auch ein Signal, dass es deutlicher, aktiver und mehr europäischer sein kann. Hier in Lagow und in seiner Umgebung muss man dringend im Jahr 2011 oder spätestens 2012 eine Ausstellungsfläche für die gesammelten Güter finden, deren Zahl, ich nehme optimistisch an, noch zunimmt. Frau Annita Zajonzek-Müller - geb. Lagow, jetzt Ostfildern und Herr Helmut Sommer - Lagower Einwohner, jetzt Berlin arbeiten aktiv von den ersten Gesprächen, damit Lagow interessant ist. Ununterbrochen, schon seit vielen Jahren ist an den Lagower Angelegenheiten Christa Zajonzek-Weidlich aus Potsdam interessiert. Sie schreibt interessante Erinnerungen aus der Zeit des Lebens in Lagow. Wir laden alle diesseits und jenseits der Oder zur Zusammenarbeit ein.


Ryszard Bryl


Bekanntmachung von „KL"

Die Redaktion von „Klimaty Lagowskie" sucht Personen, deren Erinnerungen, Archivfotos bei den unten angegebenen Themen, die in Zukunft bearbeitet werden und sich auf Lagow und seine Umgebung beziehen, behilflich sein können. Die ausgeliehenen Fotos geben wir zurück, speichern auf einer CD und verbessern nach dem Wunsch.

1/ In Lagow stand in den 30er Jahren des 20. Jhs in der Bahnhofstraße (jetzt die L. Pinecki-Straße) eine rießengroße Villa Schmeling. Dieses Gebäude wurde nach dem 01.02.1945 zerstört. Es war auch bis 1945 das Amt der Deutschen Post. Wir besitzen Fotos von der Seite des Tschetsch Sees, wir haben aber keine von der Seite der Straße und es fehlt auch an detaillierte Erinnerungen...

2/ Noch einmal werden wir über das Leben des Ringkämpfers aus Stalun nächste Lagow und aus Zielenzig Leon Pinecki schreiben - er hatte mit seiner Frau Häuser und Restaurants, er nahm am öffentlichen Leben in Lagow und in Zielenzig bis 1949 teil. Wir sammeln weitere Erinnerungen. Darüber haben wir in der Nr. 3/2009 geschrieben.

3/ Wir sammeln Fotos (mir den Erinnerungen ist es viel schwerer), die Namen der Einwohner, der Besitzer des Gasthauses und Informationen, woher sie stammten, Infos über Buchmühle aus der Zeitspanne 1900-1945. Wir haben verschiedene Fotos. Wir brauchen auch Infos, was es sich weiter bis zum Bechensee befand.


Tekst w j. pol. Nr 1/9/2011.

Redaktion


Lagow Grundschule

Fot.1 Lagow Grundschule

Lagow Grundschule

Fot.2 Lagow Grundschule bis 1965


Hier schicke ich Dir, die Aufzeichnung, von der Baronin Wurm von Zink, aus dem Jahre 1935! Auf-geschrieben im Schloss-Lagow. Daraus geht hervor, wie die Villa, die ja nicht mehr vorhanden ist, zu den Namen Schmeling kam. Der Graf von Schmeling der in dieser Villa öfters im Sommerdort einkehrte hatte nix mit den Boxer Max zu tun, sondern war mit der Baronin verwand. Wie ich dir ja schon schrieb, gehörte die Villa der Baronin. Ich bin froh das wir diese Angelegenheit aufklären können.


Christa Weidlich Potsdam


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